Der Geschäftsbericht der
Nichteisen-Metallindustrie

18.19

DIE LAGE DER WELTKONJUNKTUR
Weltwirtschaft
trat 2018 auf die Bremse

Die Wachstumsgeschwindigkeit der Weltwirtschaft ließ im vergangenen Jahr unerwartet deutlich nach. Die konjunkturelle Eintrübung setzte in der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten und den Schwellenländern
im zweiten Halbjahr 2018 beinahe synchron ein.

Weltwirtschaftswachstum*

Die Weltwirtschaft wuchs im Jahr 2018 nur noch um 3,6 Prozent und der Welthandel verlangsamte sich bis auf ein Wachstumsniveau von 3,8 Prozent. 2018 war geprägt von einer Weltkonjunktur, die sich in der zweiten Jahreshälfte flächendeckend deutlich eintrübte. In den Vereinigten Staaten fiel das Wirtschaftswachstum 2018 mit knapp drei Prozent zwar höher als im Vorjahr aus; maßgeblich hierfür war allerdings vor allem die Steuerreform zu Jahresbeginn. Insbesondere die schwache Industrieproduktion in Deutschland führte in den ökonomisch stark vernetzten Volkswirtschaften in der Europäischen Union in der zweiten Jahreshälfte zu einer recht synchronen Abwärtsbewegung. So wurde die deutsche Wirtschaft 2018 relativ abrupt auf ein unerwartet niedriges Wachstum von 1,4 Prozent abgebremst, nach 2,2 Prozent im Jahr 2017. Italien hielt in der Eurozone mit einem Wachstum von einem Prozent die rote Laterne und ist zuletzt in eine leichte Rezession abgerutscht. China wurde durch den Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten belastet und verzeichnet abnehmende, wenn auch weiterhin hohe Wachstumsraten. Indien wächst mittlerweile zwar kräftiger als China. Die chinesische Volkswirtschaft war 2017 allerdings immer noch 4,5-mal größer als die indische. Im Einklang mit der konjunkturellen Abwärtsentwicklung haben sich die Ölpreise zum Jahresende hin bis auf gut 50 US-Dollar für ein Fass der Sorte Brent verbilligt. 2019 dürfte der Welthandel auf ein Wachstum von 3,4 Prozent entschleunigen. Erst 2020 wird wieder ein moderates, wenngleich auch vergleichsweise niedriges Wachstum von 3,9 Prozent erwartet. Die Weltwirtschaft dürfte im laufenden Jahr nur schwach um 3,3 Prozent beziehungsweise im kommenden Jahr wieder um 3,6 Prozent wachsen.

Deutschland verzeichnete 2018 mit 1,4 Prozent ein deutlich niedrigeres Wirtschaftswachstum als ein Jahr zuvor. Das Inland war für die deutsche NE-Metallindustrie mit einem Marktanteil von 53 Prozent mit Abstand der wichtigste Absatzmarkt. Maßgeblich für das spürbar abgeschwächte Wachstum der deutschen Wirtschaft waren die geringere Dynamik der Exportnachfrage, Produktionsprobleme in der Automobil- und in der Chemieindustrie sowie angebotsseitig ein allgemeiner Fachkräftemangel und die noch in der ersten Jahreshälfte bestehenden Kapazitätsengpässe in vielen Industriebranchen. Der Konsum der Privathaushalte legte dank steigender Beschäftigung, höherer Reallöhne und niedriger Zinsen um ein Prozent zu.

2018 wurden zwei Prozent mehr Waren ausgeführt als im Vorjahr. Dagegen stiegen die Importe etwas deutlicher um 3,3 Prozent. Folglich fiel der Wachstumsbeitrag des Außenhandels zum Bruttoinlandsprodukt mit minus 0,4 Prozentpunkten negativ aus. Während unter den wichtigsten Exportmärkten die deutschen Ausfuhren in die Vereinigten Staaten um 1,5 Prozent und nach China um 8,1 Prozent stiegen, blieb die Nachfrage aus dem zweitgrößten Markt Frankreich annähernd stabil. Aus dem Vereinigten Königreich ging sie um vier Prozent zurück. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg 2018 um 569.000 auf 44,8 Millionen. Die Konsumausgaben des Staates erhöhten sich um ein Prozent. In einem nach wie vor sehr günstigen Finanzierungsumfeld wuchsen die Bruttoanlageinvestitionen insgesamt um 2,6 Prozent. Darunter wiesen die Ausrüstungsinvestitionen sogar ein Plus von 4,2 Prozent aus. Die Bauinvestitionen stiegen um 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die im Jahresdurchschnitt höheren Energiepreise führten 2018 zu einer Inflation von 1,8 Prozent – knapp unter der Zielmarke von zwei Prozent. Voriges Jahr war das siebte Jahr in Folge, in dem der Staat einen Haushaltsüberschuss erwirtschaftete. Dieser lag bei 58 Milliarden Euro.

Ausblick: Im März 2019 hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft insgesamt laut ifo-Geschäftsklimaindex erstmals nach sechs Monaten wieder leicht verbessert. Maßgeblich hierfür waren der Dienstleistungssektor, der Handel und das Bauhauptgewerbe. Dagegen hat sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe weiter eingetrübt, sodass die Unternehmen in Anbetracht einer rückläufigen Nachfrage kaum Produktionssteigerungen planen. Chancen ergeben sich 2019 aus einer weiter steigenden Erwerbstätigkeit. Ein damit einhergehendes steigendes Einkommensteueraufkommen sichert dem Staat Spielraum für Konsum und Investitionen. Der strukturelle Wandel zur Elektromobilität, der 5G-Breitbandnetzausbau und die zunehmende Digitalisierung dürften selbst in einem schwachen konjunkturellen Umfeld Investitionen nach sich ziehen. Risiken bestehen nicht zuletzt in anhaltenden Produktionsproblemen in der Automobilindustrie, im flächendeckenden Fachkräftemangel, in einem weiter eskalierenden Protektionismus (US-Automobilzölle), im unsicheren Ausgang der Brexit-Verhandlungen und in den ungelösten internationalen Konflikten. Der SVR erwartet, dass sich das Wirtschaftswachstum 2019 noch weiter abschwächt – auf 0,8 Prozent. 2020 dürfte die Wirtschaft mit einer erwarteten Wachstumsrate von 1,7 Prozent wieder leicht Fahrt aufnehmen.

Verwendung des Inlandsprodukts

Eckdaten für Deutschland

Außenhandelssalden 2018

Export 2018 nach Ländern

Die Europäische Union war 2018 der wichtigste Absatzmarkt für in Deutschland hergestelltes Rohmetall und Halbzeug. Knapp 48 Milliarden Euro beziehungsweise annähernd 90 Prozent des Branchenumsatzes wurden im europäischen Binnenmarkt (einschließlich Deutschlands) erlöst. Von den Exporten der deutschen NE-Metallindustrie gingen 76 Prozent in die EU-Partnerländer. In der EU stieg das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt 2018 moderat um 1,9 Prozent. Die Europäische Kommission erwartet für das laufende Jahr ein etwas schwächeres Wachstum von plus 1,5 Prozent. Erst 2020 dürfte das Wirtschaftswachstum wieder leicht zulegen auf plus 1,7 Prozent. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) blieb im vorigen Jahr expansiv. Seit März 2016 liegt der Leitzins der EZB auf dem seit Einführung des Euro historisch niedrigsten Zinsniveau von 0,00 Prozent. Der Euro verlor im Jahresverlauf 2018 gegenüber dem US-Dollar fünf Prozent seines Wertes und lag zum Jahresende bei knapp 1,15 US-Dollar je Euro.

Das Vereinigte Königreich blieb 2018 der größte Ausfuhrmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie, ein Großteil davon war Halbzeug – überwiegend Aluminium. Jedoch sank der NE-Metall-Außenhandel mit den Briten im vorigen Jahr spürbar. So ging die Ausfuhr nach Großbritannien um zehn Prozent gegenüber 2017 auf 453.000 Tonnen zurück, die Einfuhr von dort verringerte sich um vier Prozent auf 282.000 Tonnen. Die weiterhin unklare politische Zielrichtung im Rahmen der Brexit-Verhandlungen mit der EU verhindert Wachstumsmöglichkeiten für die britische Wirtschaft. So ging das Wirtschaftswachstum bereits 2018 auf plus 1,4 Prozent zurück, und auch für das laufende und das kommende Jahr werden nurmehr Wachstumsraten von jeweils 1,3 Prozent erwartet. Weitere Abwärtsrevisionen sind wahrscheinlich.

Österreich war 2018 der zweitgrößte Exportmarkt. Die Konjunktur im Nachbarland entwickelte sich 2018 mit einem Wachstum von 2,7 Prozent vergleichsweise dynamisch. Dennoch sank der Rohmetall- und Halbzeugexport nach Österreich um 2,5 Prozent auf 362.000 Tonnen. Etwa 28 Prozent der Auslieferungen waren Rohaluminium. Für dieses und kommendes Jahr erwartet die Europäische Kommission nur noch ein Wachstum von jeweils 1,6 Prozent.

Frankreich blieb 2018 der drittgrößte Ausfuhrmarkt für Rohmetall und Halbzeug. Im letzten Jahr wurden 340.000 Tonnen NE-Metalle nach Frankreich geliefert, zwei Prozent mehr als 2017. Die Exporte nach Frankreich bestanden zu 34 Prozent aus Aluminiumblechen und -bändern, zu zwölf Prozent aus Aluminiumfolien und zu acht Prozent aus Rohaluminium. Die französische Volkswirtschaft entfaltete 2018 mit einem Wachstum von 1,5 Prozent nur wenig Dynamik. Für die folgenden beiden Jahre werden auch nur moderate Wachstumsraten von 1,3 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent erwartet.

Polen fragte im Jahr 2018 mit 328.000 Tonnen zehn Prozent mehr Rohmetall und Halbzeug nach als 2017 und verdrängte damit Italien von Platz vier im Exportländerranking. Schwerpunktmäßig waren dies Aluminiumbänder, Kupferdraht, aber auch Rohaluminium und -kupfer. Polens Wirtschaft entwickelte sich 2018 mit einem Wachstum von 5,1 Prozent dynamisch. Im laufenden und im kommenden Jahr dürfte sich das Wachstum etwas verlangsamen auf 3,5 Prozent beziehungsweise 3,2 Pro-zent.

Nach Italien wurden 311.000 Tonnen Rohmetall und Halbzeug exportiert, vier Prozent mehr als 2017. Darunter entfielen 43 Prozent auf Kupferhalbzeug (zum Großteil Kupferdraht, Messingstangen und Kupferband) und ein Drittel auf Aluminiumhalbzeug (überwiegend Bleche/Bänder) und Aluminiumfolien. Italien wies 2018 mit plus einem Prozent im Vorjahresvergleich das niedrigste Wirtschaftswachstum aller Euro-Partnerländer aus. Die Europäische Kommission rechnet auch in den nächsten zwei Jahren mit keiner Veränderung (2019: plus 0,2 Prozent und 2020: plus 0,8 Prozent).

Die Vereinigten Staaten lagen 2018 weiter auf Rang zehn der Auslandsmärkte für Metall und Halbzeug und blieben zugleich die wichtigste Zielregion außerhalb Europas. Vier Prozent der Branchenexporte gingen dorthin. Trotz der zehnprozentigen US-Einfuhrzölle auf Aluminium aus der EU importierten die Vereinigten Staaten 2018 mit 172.000 Tonnen 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Eine ähnliche Tonnage lieferte die deutsche NE-Metallindustrie an inländische Abnehmerindustrien, die ihrerseits in die Vereinigten Staaten exportierten. Die Vereinigten Staaten spielten insbesondere als Absatzmarkt für Halbzeug eine große Rolle. 61 Prozent der Branchenausfuhren stammten aus der Aluminiumindustrie, rund 34 Prozent waren Kupfer oder Kupferlegierungen und vier Prozent Nickelhalbzeug.Die Vereinigten Staaten verzeichneten 2018 mit plus 2,9 Prozent ein höheres Wirtschaftswachstum als 2017. Hierzu dürfte insbesondere die Steuerreform Anfang vorigen Jahres beigesteuert haben, die kurzfristige Wachstumsimpulse beispielsweise mittels der sofortigen Abschreibung von Investitionsausgaben gesetzt hat. Die hohe Beschäftigung beflügelte den privaten Konsum, der zu mehr als zwei Dritteln zum Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten beiträgt. 2018 hob die Notenbank der Vereinigten Staaten den Leitzins viermal an, zuletzt auf einen Zinskorridor zwischen 2,25 und 2,5 Prozent. Nach Auslaufen der temporären positiven Effekte dürfte die Dynamik der US-Wirtschaft im laufenden Jahr nachlassen und bis auf ein Niveau von 2,3 Prozent beziehungsweise2020 auf 1,9 Prozent sinken.

China hat durch seine enorme Nachfrage nach Rohstoffen (Erze und Konzentrate), aber auch nach Rohmetallen sowie seinen hohen Anteil an der weltweiten Produktion von Rohmetall und Halbzeug einen großen Einfluss auf den Weltmarkt für Metalle. Sorgen bereiten die hohen Überkapazitäten in der Grundstoffindustrie. Die deutsche NE-Metallindustrie hat in China investiert, um die Abnehmerbranchen vor Ort zu versorgen. Folglich spielt China für die deutsche Rohmetall- und Halbzeugausfuhr nur eine untergeordnete Rolle. So wurden 2018 gerade einmal 72.000 Tonnen nach China exportiert, das waren aber immerhin neun Prozent mehr als im Vorjahr. Seit Mitte 2017 wurden die Vorschriften für chinesische Schrottimporte bereits mehrfach verschärft. Infolgedessen brachen die deutschen Exporte von NE-Metallschrotten 2018 um 38 Prozent auf 146.000 Tonnen ein. In China sind insbesondere minderwertige Schrottqualitäten der Kategorien sechs und sieben nicht mehr gefragt. Demnach nahm Chinas Bedeutung vom größten zum fünftgrößten Exportabnehmer für deutschen NE-Metallschrott innerhalb eines Jahres ab. Als Folge des Handelskonfliktes mit den Vereinigten Staaten drängte 2018 besonders Halbzeug aus China auf den europäischen Markt. Beispielsweise lieferte China im vorigen Jahr 114.000 Tonnen Aluminiumhalbzeug und Aluminiumfolien nach Deutschland. Das war ein Anstieg von 36 Prozent. Das Expansionstempo der chinesischen Wirtschaft ließ im vergangenen Jahr auf 6,6 Prozent nach. Für das laufende und das kommende Jahr rechnet der IWF mit einem niedrigeren Wachstum von6,3 beziehungsweise 6,1Prozent.

Autor

Oliver Eisenbergerstellt Konjunktur-,
Quartals­berichte und Monatsnotizen
für die WVMetalle. Sie erreichen ihn unter

eisenberg@gdb-online.org