Der Geschäftsbericht der
Nichteisen-Metallindustrie

18.19

DIE NÄCHSTEN STUFEN DER INDUSTRIELLEN WERTSCHÖPFUNg
Die Entwicklung in den Abnehmerindustrien

Die Nichteisen-Metallindustrie ist eng verknüpft mit den wichtigsten Branchen und Vorlieferant für eine Vielzahl von High-Tech-Produkten.

Die Metalle Aluminium, Kupfer, Zink, Blei und Nickel werden in vielen Anwendungen eingesetzt. Die Hauptabnehmerbranche ist die Automobilindustrie, gefolgt von der Bau-, der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sowie dem Maschinen- und Anlagenbau. Daneben sind die Chemie- sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie bedeutende Abnehmer von NE-Metallen. Die Konjunktur im Baubereich läuft seit einigen Jahren sehr dynamisch. Ein Ende dieser Entwicklung ist vorerst nicht in Sicht. Insgesamt bewegten sich 2018 alle Branchen bis auf den Automobilbereich auf erfreulich gutem Niveau.

Automobilindustrie

Rund 30 Prozent aller Erzeugnisse aus NE-Metallen werden in der Automobilindustrie verwendet. Die Elektrifizierungstendenz in der Branche bietet neue Anwendungsbereiche, für die sich Metalle mit ihren Eigenschaften besonders eignen. Hierbei erarbeitet die NE-Metallindustrie gemeinsam mit den Automobilherstellern, -zulieferern und Batterieherstellern neue innovative Lösungen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Aluminiumindustrie zu. 48 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Aluminiums werden im Fahrzeugbau verwendet. Durch seine Leichtigkeit in Kombination mit seiner Leitfähigkeit eignet sich Aluminium zur Herstellung von Batteriekomponenten, von der Batteriezelle bis zum vollständig integrierten Fahrzeugsystem, von der Kathodenfolie bis zum Gehäusedeckel. Der Anteil an Kupferprodukten, die in der Automobilbranche verwendet werden, liegt bei neun Prozent. Neben dem konventionell angetriebenen Pkw, der mit etwa 25 Kilogramm Kupfer auskommt, weisen reine Elektroautomobile einen Kupferanteil von rund 70 Kilogramm aus. Bei Bussen erhöht sich der Einsatz auf 200 bis 300 Kilogramm pro Fahrzeug. Weiter spielt Kupfer beim Aufbau der Ladeinfrastruktur eine bedeutende Rolle. Etwa drei Viertel des in Deutschland verwendeten Bleis fließen in die Herstellung von Akkumulatoren. Pro Fahrzeug werden aktuell zudem rund zehn Kilogramm Zink eingesetzt. Der Wechsel zugunsten Nickel-intensiverer Batterietechnologien dürfte langfristig Wachstumstreiber für die Nickelnachfrage werden.

Lage und Prognose

Erstmals seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 sank der Weltmarkt für Pkw 2018 um ein Prozent auf 84,2 Millionen Fahrzeuge. Maßgeblich hierfür war ein Absatzrückgang um vier Prozent in China, dem größten Automobilmarkt. Gegen den allgemeinen Trend verzeichneten deutsche Marken in China einen Zuwachs von fünf Prozent. In Europa verharrte der Absatz 2018 auf Vorjahresniveau. Mit der verpflichtenden Einführung des neuen Abgastests WLTP im September 2018 brach der Pkw-Absatz in Deutschland kurzfristig ein. Gleichzeitig wurde die Inlandsproduktion deutlich zurückgefahren, im August um 31 Prozent und im September um 24 Prozent im Vorjahresvergleich. Über das Jahr gesehen gingen die Inlandsproduktion und der Export um jeweils minus neun Prozent auf 5,1 Millionen beziehungsweise vier Millionen Pkw zurück. Trotz politischer Bemühungen, die Elektromobilität zu unterstützen, verharrt die monatliche Produktion von Elektrofahrzeugen in Deutschland seit etwa zwei Jahren bei durchschnittlich 15.000 Pkw. Das entsprach einem Anteil von drei bis vier Prozent an der Pkw-Gesamtproduktion.

Der Verband der Automobilindustrie rechnet für 2019 erneut mit Rückgängen bei der Inlandsproduktion und beim Export von je fünf Prozent auf 4,9 Millionen beziehungsweise 3,8 Millionen Pkw. Das liegt zum Teil an Produktionsverlagerungen ins Ausland und an einem neuen Prüfverfahren, bei dem die aus den Tanks entweichenden Benzin-Dämpfe gemessen werden sollen (EVAP). Dennoch dürfte die Auslandsproduktion der deutschen Konzernmarken auf 11,6 Millionen Pkw steigen (plus drei bis vier Prozent). Die Branche geht davon aus, dass der Pkw-Absatz in China 2019 um zwei Prozent und entsprechend auch der Weltmarkt um ein Prozent auf 84,9 Millionen Pkw wachsen werden.

Bauwirtschaft

Im Bauwesen, der zweitgrößten Abnehmerbranche, wird eine Vielzahl von Metallen in reiner Form oder als Legierung verwendet. Metalle sind langlebig, leicht zu verarbeiten und korrosionsbeständig. Im Hochbau sind es Dächer und Fassaden, die aus Aluminium, Kupfer oder Zink ausgeführt werden. Die deutsche Aluminium- und Kupferindustrie lieferten 2018 je etwa 15 Prozent ihrer Erzeugnisse in die Baubranche. Aluminium wird für Fenster- und für Türrahmen sowie für Leichtbauelemente verwendet. Ein Großteil dieser Produkte ist farbbeschichtet. Kupfer wird im Gebäude als Installationsrohr für die Wasserverteilung und für Wärmetauscher sowie am Gebäude als Regenrinne und -fallrohr eingesetzt. Messing spielt eine große Rolle bei Sanitärarmaturen und sonstigem Sanitärzubehör. Blei wird als Werkstoff im Außenbereich eingesetzt. Es eignet sich besonders zur Ausführung von Verwahrungen und Anschlüssen, aber es werden auch komplette Dächer mit Blei gedeckt – zum Beispiel das Dach des Kölner Domes.

Lage und Prognose

Der Bauaufschwung setzte sich im vergangenen Jahr fort. 2018 betrug der Umsatzzuwachs im deutschen Bauhauptgewerbe 11,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, bereinigt um die gestiegenen Preise lag das Plus immer noch bei 5,4 Prozent. Die Aktivitäten haben sich in den Sparten Wohnungs-, Wirtschafts- und öffentlicher Bau gleichermaßen positiv entwickelt. Maßgeblich für das nominale Umsatzwachstum im Wohnungsbau von 11,5 Prozent waren das weiterhin günstige Finanzierungsumfeld und die gute Arbeitsmarktlage. Der Wirtschaftsbau mit einem Umsatzanstieg von 12,3 Prozent profitierte hauptsächlich von Bauinvestitionen der Dienstleister und des Handels. Etwas zurück beim Wachstum blieb der öffentliche Bau mit einem Plus von 9,8 Prozent. Der Auftragsbestand der gesamten Branche lag Ende 2018 mit 46,3 Milliarden Euro auf einem neuen Rekordniveau und gleichzeitig 14 Prozent über dem Vorjahreswert.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie geht mit großem Optimismus in das Jahr 2019. Der Umsatzzuwachs könnte in der Summe nominal bei sechs Prozent liegen, preisbereinigt bei einem Prozent. Die Steigerung soll in allen drei Sparten in etwa gleich sein. Damit bleibt der Baubereich auch im laufenden Jahr eine Stütze der Konjunktur.

Elektrotechnik und Elektronikindustrie

Mehr als 50 Prozent aller Produkte aus Kupfer und Kupferlegierungen gehen in die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, einschließlich der Kabelindustrie sowie der Informationstechnologie und Telekommunikation. In den letzten Jahren kamen neue Anwendungen durch die Digitalisierung als Wachstumstreiber hinzu. Die fortschreitende Elektrifizierung der Fahrzeuge bis hin zum batterieelektrischen Antrieb sowie der Aufbau der hierfür notwendigen Ladeinfrastruktur sind weitere Faktoren, die zukünftig mit einer Zunahme an Kupferprodukten aufwarten werden. Bei Energieleitungen hat der Kupferdraht einen Anteil von rund 70 Prozent. Im Hochspannungsbereich der Übertragungsnetze spielt Aluminium eine große Rolle. Kabelummantelungen aus Blei werden für Unterwasser-Seekabel eingesetzt. Bronzelegierungen sind aufgrund ihrer großen Festigkeit gut geeignet für Steckverbinder im Automobil und im Anlagenbau.

Lage und Prognose

2018 wies die deutsche Elektrotechnik- und Elektronikindustrie ein Wachstum der preisbereinigten Produktion von 2,1 Prozent gegenüber 2017 aus. Der Auftragseingang verharrte 2018 insgesamt auf dem Vorjahresniveau (minus 0,2 Prozent). Darunter sanken die Bestellungen aus dem Inland um 2,3 Prozent. Kunden aus dem Ausland fragten hingegen 1,5 Prozent mehr nach. Mit einem Wachstum von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 212 Milliarden Euro wurde 2018 ein neuer Exportrekord erreicht. Die zwei größten Ausfuhrmärkte China und die Vereinigten Staaten verzeichneten Wachstumsraten von 10,3 beziehungsweise 4,3 Prozent. Die Nachfrage aus dem Vereinigten Königreich wies dagegen einen Rückgang um 1,6 Prozent aus. Gemäß ifo Institut, München, sank die hohe Kapazitätsauslastung leicht auf 87,6 Prozent im Januar 2019 – vor Jahresfrist waren es noch 88,1 Prozent.

Die Prognose des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie für die preisbereinigte Produktion im Jahr 2019 liegt bei plus einem Prozent gegenüber 2018. Ungeachtet der aktuellen konjunkturellen Eintrübung bieten Absatzmärkte wie Energie (-effizienz), (Elektro-) Mobilität, Digitalisierung, Smart Buildings, Industrie 4.0 und Gesundheit reichlich Potenzial für künftiges Wachstum.

Maschinen- und Anlagenbau

Aluminium wird aufgrund seines geringen spezifischen Gewichts häufig bei beweglichen Teilen im Maschinenbau eingesetzt. Rohre aus Kupfer und Kupferlegierungen oder aus Aluminium spielen wegen ihrer Wärmeleitfähigkeit bei der Herstellung von Kühl- und Wärmeanlagen eine große Rolle. Meerwasserentsalzungsanlagen sind ohne die Eigenschaften von Produkten aus Kupfer und seinen Legierungen nicht denkbar. Messing wird hauptsächlich für Industriearmaturen, zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie, verwendet.

Blei wird im Schall- und Strahlenschutz und im Anlagen- und Behälterbau als Auskleidung angewendet, um den Konstruktionswerkstoff vor aggressiven Säuren zu schützen. Die Einsatzgebiete von korrosionsbeständigen Werkstoffen aus Nickel und Nickellegierungen, die einen Nickelgehalt über 32 Prozent aufweisen, finden sich zum Beispiel im Großanlagenbau der Chemie-, Öl-, Gas- und Energieindustrie.

Lage und Prognose

2018 stieg die preisbereinigte Produktion des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus mit 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr schwächer als erwartet. Maßgeblich hierfür waren zahlreiche Kapazitätsengpässe und der Fachkräftemangel. Die Auslastung der Branche lag 2018 in der Spitze mit über 90 Prozent oberhalb des langjährigen Durchschnitts von 86,2 Prozent. Der Auftragseingang legte 2018 um plus fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Die Exporte wuchsen im vergangenen Jahr nominal um 5,3 Prozent. Darunter stiegen die Ausfuhren in den größten Einzelmarkt, die Vereinigten Staaten, um 7,1 Prozent und in den zweitwichtigsten Markt, China, um 9,6 Prozent. Gemäß ifo Institut, München, sank die Kapazitätsauslastung im Januar 2019 auf 89,2 Prozent, von 91 Prozent sechs Monate zuvor.

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau halbierte seine Prognose für die preisbereinigte Produktion 2019 auf ein Prozent im Vorjahresvergleich. Die Handelskonflikte dämpfen zunehmend die Investitionsbereitschaft der Industrie. In den zwei größten Einzelmärkten, den Vereinigten Staaten und China, wird weniger Wachstum erwartet.

Verwendung Nichteisen-Metalle

Verwendung Aluminium

Verwendung Kupfer

Verwendung Zink

Verwendung Blei

Verwendung Nickel

Autor

Oliver Eisenbergerstellt Konjunktur-,
Quartals­berichte und Monatsnotizen
für die WVMetalle. Sie erreichen ihn unter

eisenberg@gdb-online.org