Die nächsten Stufen der industriellen Wertschöpfung

Die Entwicklung in den Abnehmerindustrien

Die Nichteisen-Metallindustrie beliefert alle modernen Schlüsselindustrien und bildet somit die Basis für funktionierende Wertschöpfungsketten.

Die Metalle Aluminium, Kupfer, Zink, Blei und Nickel werden in vielen Anwendungen eingesetzt. Die Hauptabnehmerbranche ist die Automobilindustrie, gefolgt von der Bau-, der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sowie dem Maschinen- und Anlagenbau. Daneben sind die Chemie- sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie bedeutende Abnehmer von NE-Metallen. Die sehr dynamische Baukonjunktur konnte 2019 die rückläufige Nachfrage aus den anderen Abnehmerbranchen nicht ausgleichen.

Automobilindustrie

Rund 30 Prozent aller Erzeugnisse aus NE-Metallen werden in der Automobilindustrie verwendet. Die Elektrifizierungstendenz in der Branche bietet neue Anwendungsbereiche, für die sich Metalle mit ihren Eigenschaften besonders eignen. Hierbei erarbeitet die NE-Metallindustrie gemeinsam mit den Automobilherstellern, -zulieferern und Batterieherstellern innovative Lösungen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Aluminiumindustrie zu. 47 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Aluminiums werden im Fahrzeugbau verwendet. Durch seine Leichtigkeit in Kombination mit seiner Leitfähigkeit eignet sich Aluminium für Konstruktionsteile und zur Herstellung von Batteriekomponenten, von der Batteriezelle bis zum vollständig integrierten Fahrzeugsystem, von der Kathodenfolie bis zum Gehäuse. Der Anteil an Kupferprodukten, die in der Automobilbranche verwendet werden, liegt bei neun Prozent. Neben dem konventionell angetriebenen Pkw, der mit etwa 25 Kilogramm Kupfer auskommt, weisen reine Elektroautomobile einen Kupferbedarf von rund 70 Kilogramm aus. Bei Bussen erhöht sich der Einsatz auf 200 bis 300 Kilogramm pro Fahrzeug. Weiter spielt Kupfer beim Aufbau der Ladeinfrastruktur eine bedeutende Rolle. Etwa drei Viertel des in Deutschland verwendeten Bleis fließen in die Herstellung von Blei-Säure-Batterien. Ein Großteil dieser Batterien wird in der Automobilindustrie verbaut. Pro Fahrzeug werden aktuell zudem rund zehn Kilogramm Zink eingesetzt.

Lage und Prognose

Zum zweiten Mal seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 verkleinerte sich der Weltmarkt für Pkw. So wurde 2019 ein Rückgang um fünf Prozent auf 79,5 Millionen Fahrzeuge verzeichnet. Hauptursache war der Absatzeinbruch im größten Automobilmarkt China um neun Prozent auf 21,1 Millionen Pkw. Dagegen lag der Absatz in Europa mit 15,8 Millionen Pkw knapp über dem Vorjahresniveau (plus ein Prozent). 2019 sanken die Produktion in Deutschland um neun Prozent auf 4,7 Millionen Pkw und die Ausfuhr um 13 Prozent auf 3,5 Millionen Pkw. Maßgeblich hierfür waren zum einen Produktionsverlagerungen in EU-Partnerländer und immer wieder neue Herausforderungen hinsichtlich der Fahrzeugzulassung, beispielsweise ein neues Prüfverfahren zu Verdunstungsemissionen (Evaporative Emission, kurz: EVAP). Die Fertigung von Elektro-Pkw (Batterie-, Plug-in-Hybrid- und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge) nahm in Deutschland leicht Fahrt auf. So stieg deren monatliche Produktion zuletzt deutlich über 15.000 Pkw. Im vierten Quartal 2019 entsprach das einem Anteil von rund sechs Prozent an der Pkw-Gesamtproduktion. Dagegen blieb die Auslandsproduktion der deutschen Konzernmarken im Jahr 2019 mit 11,4 Millionen Pkw recht stabil (plus ein Prozent).

Für 2020 erwartet der Verband der Automobilindustrie, dass die Inlandsproduktion wegen der temporären Werksschließungen und einer gedämpften Nachfrage in Folge der Coronavirus-Pandemie noch deutlicher einbricht als zur Finanz- und Wirtschaftskrise 2009, als die Inlandsproduktion 14 Prozent einbüßte. 

Bauwirtschaft

Im Bauwesen, der zweitgrößten Abnehmerbranche, wird eine Vielzahl von Metallen in reiner Form oder als Legierung verwendet. Metalle sind langlebig, leicht zu verarbeiten und korrosionsbeständig. Im Hochbau sind es Dächer und Fassaden, die aus Aluminium, Kupfer oder Zink ausgeführt werden. Die deutsche Aluminium- und Kupferindustrie lieferten im vergangenen Jahr 14 beziehungsweise 15 Prozent ihrer Erzeugnisse in die Baubranche. Aluminium wird für Fenster- und für Türrahmen sowie für Leichtbauelemente verwendet. Ein Großteil dieser Produkte ist farbbeschichtet. Kupfer wird im Gebäude als Installationsrohr für die Wasserverteilung und für Wärmetauscher sowie am Gebäude als Regenrinne und -fallrohr eingesetzt. Messing spielt eine große Rolle bei Sanitärzubehör. Ein Großteil des Zinks wird in feuerverzinkten Produkten im Hochbau als Geländer, Treppe, Zaun, Tor oder Balkon sowie im Tiefbau als Straßenleitplanke, Laterne etc. eingesetzt. Blei wird als Werkstoff im Außenbereich eingesetzt. Es eignet sich besonders zur Ausführung von Verwahrungen und Anschlüssen, aber es werden auch komplette Dächer mit Blei gedeckt – zum Beispiel das Dach des Kölner Doms.

Lage und Prognose

Die dynamische Baukonjunktur setzte sich im vergangenen Jahr fort. 2019 erzielte das deutsche Bauhauptgewerbe ein preisbereinigtes Wachstum von 1,8 Prozent. Gestützt wurde diese Entwicklung insbesondere durch einen starken Auftragseingang. 2019 stieg dieser preisbereinigt um drei Prozent. Zudem erreichte der Auftragsbestand Ende 2019 mit 52 Milliarden Euro ein neues Rekordniveau und lag 13 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Maßgeblich für das nominale Umsatzplus im Wohnungsbau von 5,1 Prozent waren das nach wie vor günstige Finanzierungsumfeld und die gute Arbeitsmarktlage. Der Wirtschaftsbau mit einem Umsatzwachstum von neun Prozent profitierte hauptsächlich von Bauinvestitionen der Dienstleister (45 Milliarden Euro) sowie der Ver- und Entsorgungsunternehmen (14 Milliarden Euro). Mit sieben Milliarden Euro spielte die Industrie keine bedeutende Rolle. Somit wirkte sich die Industrierezession kaum auf den Wirtschaftsbau  aus. Der öffentliche Bau verzeichnete ein Umsatzplus von 5,8 Prozent.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erwartet angesichts der Corona-Pandemie 2020 nurmehr einen realen Umsatz auf dem Vorjahresniveau. Dabei dürfte der Wohnungsbau leicht wachsen, der Wirtschaftsbau stagnieren und der öffentliche Bau zurückgehen. Gehemmt werden dürfte die Produktion insgesamt durch Auftragsstornierungen, ausbleibende und/oder verzögerte Baustoff- und Baumateriallieferungen, Erkrankungen in der Belegschaft und/oder verschärfte behördliche Auflagen für Baustellen. 

Elektrotechnik und Elektronikindustrie

Mehr als 50 Prozent aller Produkte aus Kupfer und Kupferlegierungen gehen in die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, einschließlich der Kabelindustrie sowie der Informationstechnologie und Telekommunikation. In den letzten Jahren kamen neue Anwendungen durch die Digitalisierung als Wachstumstreiber hinzu. Die fortschreitende Elektrifizierung der Fahrzeuge bis hin zum batterieelektrischen Antrieb sowie der Aufbau der hierfür notwendigen Ladeinfrastruktur sind weitere Faktoren, die zukünftig eine Zunahme an Kupferprodukten erwarten lassen. Bei Energieleitungen hat der Kupferdraht einen Anteil von rund 70 Prozent. Im Hochspannungsbereich der Übertragungsnetze spielt Aluminium eine große Rolle. Etwa drei Viertel des in Deutschland verwendeten Bleis fließen in die Herstellung von Blei-Säure-Batterien. Kabelummantelungen aus Blei werden für Unterwasser-Seekabel eingesetzt. Bronzelegierungen sind aufgrund ihrer großen Festigkeit gut geeignet für Steckverbinder – nicht nur im Automobil, sondern auch im Anlagenbau. Der Wechsel zugunsten Nickel-intensiverer Batterietechnologien dürfte langfristig Wachstumstreiber für die Nickelnachfrage werden. Absatzmärkte wie Medizintechnik, Smarte Gebäude, Industrie 4.0, Energie (-effizienz) und Elektromobilität bieten Potenzial für künftiges Wachstum.

Lage und Prognose

2019 verzeichnete die deutsche Elektrotechnik- und Elektronikindustrie einen Rückgang der preisbereinigten Produktion von 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Auftragseingang sank 2019 insgesamt um 2,9 Prozent. Darunter wies die inländische Nachfrage ein Minus von 4,1 Prozent aus. Kunden aus den Euroländern fragten 3,2 Prozent weniger nach. Die Aufträge aus den Nicht-Euroländern gingen um 1,3 Prozent zurück. Dennoch wurde 2019 mit einem Wachstum von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 216,5 Milliarden Euro ein neuer Ausfuhrrekord erzielt. Die zwei größten Exportmärkte China und die Vereinigten Staaten wiesen Wachstumsraten von 4,3 Prozent beziehungsweise 7,7 Prozent aus. Die Nachfrage aus dem Vereinigten Königreich brach dagegen um 10,4 Prozent ein.

2020 dürfte die preisbereinigte Produktion in der Elektroindustrie unter dem Vorjahresniveau liegen, zumal die Unternehmen laut einer Umfrage zur Corona-Pandemie des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie im April einen Umsatzrückgang von durchschnittlich 14 Prozent erwarten. Darüberhinaus gingen bereits bei 55 Prozent der teilnehmenden Firmen weniger Aufträge ein als vor der Corona-Krise. Weitere 26 Prozent sind sogar mit einem Einbruch der Bestellungen konfrontiert.

Maschinen- und Anlagenbau

Aluminium wird aufgrund seines geringen spezifischen Gewichts häufig bei beweglichen Teilen im Maschinenbau eingesetzt. Rohre aus Kupfer und Kupferlegierungen oder aus Aluminium spielen wegen ihrer Wärmeleitfähigkeit bei der Herstellung von Kühl- und Wärmeanlagen eine große Rolle. Meerwasserentsalzungsanlagen sind ohne die Eigenschaften von Produkten aus Kupfer und seine Legierungen nicht denkbar. Messing wird hauptsächlich bei Sanitär- und Industriearmaturen, zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie, verwendet. Blei wird im Schall- und Strahlenschutz und im Anlagen- und Behälterbau als Auskleidung angewendet, um den Konstruktionswerkstoff vor aggressiven Säuren zu schützen. Die Einsatzgebiete von korrosionsbeständigen Werkstoffen aus Nickel und Nickellegierungen, die einen Nickelgehalt über 32 Prozent aufweisen, finden sich zum Beispiel im Großanlagenbau der Chemie-, Öl-, Gas- und Energieindustrie.

Lage und Prognose

2019 sank die preisbereinigte Produktion des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus um 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Maßgeblich hierfür war in zunehmendem Maße ein Mangel an Aufträgen. So nahm der preisbereinigte Auftragseingang 2019 um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr ab. Die Ausfuhren gingen im vorigen Jahr preisbereinigt um 1,5 Prozent zurück. Darunter stiegen die Exporte in den bedeutendsten Absatzmarkt, die Vereinigten Staaten, um 4,3 Prozent. Dagegen verzeichnete der zweitgrößte Markt China einen Rückgang um 1,1 Prozent. Die Lieferungen in das Vereinigte Königreich sanken spürbar um 5,8 Prozent. Laut ifo Institut, München sank die Kapazitätsauslastung im Januar 2020 von 89,2 Prozent vor einem Jahr auf 84,1 Prozent.

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau rechnet für 2020 mit einem Rückgang der preisbereinigten Produktion um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Corona-Krise dämpft zunehmend die Investitionsbereitschaft der Industrie. 

Veröffentlicht im Mai 2020

Verwendung Nichteisen-Metalle

Verwendung Aluminium

Verwendung Kupfer

Verwendung Zink

Verwendung Blei

Verwendung Nickel