2021

Die Entwicklung in den Abnehmerindustrien

Die nächsten Stufen der industriellen Wertschöpfung: Die Nichteisen-Metallindustrie bildet die Basis funktionierender Wertschöpfungsketten und beliefert alle Schlüsselindustrien einer erfolgreichen Energie- und Mobilitätswende. Gleichzeitig geht sie neue Wege in Richtung einer nachhaltigen Ökonomie.

Aluminium, Kupfer, Zink, Blei, Nickel, Magnesium und Zinn sowie ihre Legierungen sind für den Industriestandort Deutschland unverzichtbar, insbesondere für eine erfolgreiche Transformation zur Klimaneutralität. Hauptabnehmer ist der Fahrzeugbau (Automobile, Schienenfahrzeuge sowie die Luft- und Raumfahrt), gefolgt von der Bau-, der Elektro- und Digitalindustrie sowie dem Maschinen- und Anlagenbau. Daneben ist die Chemieindustrie ein weiterer bedeutender Abnehmer von NE-Metallen. Im zweiten Jahr der Pandemie 2021 konnte eine deutliche Erholung in der Elektro- und Digitalindustrie sowie im Maschinen- und Anlagenbau eine weiterhin vergleichsweise niedrige Nachfrage aus der Automobilindustrie und dem Flugzeugbau mehr als nur kompensieren.

Automobilindustrie

Etwa 30 Prozent aller Erzeugnisse aus NE-Metallen werden im Fahrzeugbau eingesetzt. Die Elektrifizierungstendenz in der Automobilindustrie bietet neue Anwendungsbereiche, für die sich Metalle mit ihren Eigenschaften besonders eignen. Hierbei erarbeitet die NE-Metallindustrie gemeinsam mit den Automobilherstellern, -zulieferern und Batterieherstellern innovative Lösungen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Aluminiumindustrie zu. 44 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Aluminiums werden im Verkehrssektor, schwerpunktmäßig im Fahrzeugbau, verwendet. Durch seine Leichtigkeit in Kombination mit seiner Leitfähigkeit eignet sich Aluminium für Konstruktionsteile und zur Herstellung von Batteriekomponenten, von der Batteriezelle bis zum vollständig integrierten Fahrzeugsystem, von der Kathodenfolie bis zum Gehäuse. Der Anteil an Kupferprodukten, die in der Automobilbranche verbaut werden, liegt bei neun Prozent. Neben dem konventionell angetriebenen Pkw, der mit etwa 25 Kilogramm Kupfer auskommt, weisen reine Elektroautomobile einen Kupferbedarf von etwa 70 Kilogramm aus. Bei Bussen erhöht sich der Einsatz auf 200 bis 300 Kilogramm pro Fahrzeug. Zusätzlich spielt Kupfer beim Aufbau der Ladeinfrastruktur eine wichtige Rolle. Rund drei Viertel des in Deutschland verwendeten Bleis fließen in die Herstellung von Blei-Säure-Batterien. Ein Großteil dieser Batterien wird in der Automobilindustrie verbaut. Pro Fahrzeug werden aktuell zudem etwa zehn Kilogramm Zink verwendet.

Lage und Prognose

2021 schrumpft der deutsche Markt für Pkw im Vorjahresvergleich um zehn Prozent auf 2,6 Millionen Fahrzeuge. Anhaltende Versorgungsengpässe beispielsweise bei Halbleitern, die überwiegend aus Taiwan geliefert werden, setzten die Inlandsproduktion unter Druck. Dementsprechend brach diese im vergangenen Jahr um weitere zwölf Prozent auf 3,1 Millionen Pkw ein. Das war das niedrigste Produktionsvolumen seit 1975, also seit 46 Jahren. Bereits im ersten Jahr der Pandemie 2020 ging die Inlandsproduktion um 25 Prozent zurück. Auch der Export lag 2021 mit 2,4 Millionen Pkw klar unter dem Vorjahresniveau (minus zehn Prozent). Einzig die Neuzulassungen von Elektro-Pkw (Batterie-, Plug-in-Hybrid- und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge) stiegen im Jahresverlauf um sechs Prozent auf 682.000 Fahrzeuge. Der Anteil von Elektro-Pkw an den Pkw-Gesamtneuzulassungen in Deutschland lag damit bei 26 Prozent. Mehr als jeder vierte neu zugelassene Pkw war mit einem Elektroantrieb ausgestattet. In der Automobilindustrie einschließlich ihrer Zulieferer litten Ende 2021 laut ifo Institut, München, rund 88 Prozent der Unternehmen unter Materialknappheit, 36 Prozent unter Fachkräftemangel und 17 Prozent unter Auftragsmangel.

Für 2022 revidierte der Verband der Automobilindustrie die Inlandsproduktionsprognose von plus 13 Prozent auf plus sieben Prozent. Demnach dürfte die Fertigung gegenüber 2021 nur noch um 200.000 Fahrzeuge auf 3,3 Millionen Pkw wachsen. Maßgeblich für diese Anpassung war eine erste Reaktion auf den Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen auf die Lieferketten und die Weltkonjunktur. So führten fehlende Kabelbäume aus der Westukraine im März zu einem Anstieg von Kurzarbeit in der Branche. Alternative Lieferanten in Tunesien und Serbien sowie eine Wiederaufnahme der Produktion einiger Standorte in der Ukraine sorgten für etwas Entspannung. Dennoch könnten Sanktionsausweitungen gegenüber Russland und Produktionsausfälle in China in Folge der Null-Covid-Strategie weitere Korrekturen der Prognose nach sich ziehen.

Bauwirtschaft

Im Bauwesen, der zweitgrößten Abnehmerbranche, wird eine Vielzahl von Metallen in reiner Form oder als Legierung verwendet. Metalle sind langlebig, leicht zu verarbeiten und korrosionsbeständig. Im Hochbau sind es Dächer und Fassaden, die aus Aluminium, Kupfer oder Zink ausgeführt werden. Die deutsche Aluminium- und Kupferindustrie lieferten im vorigen Jahr jeweils rund 15 Prozent ihrer Erzeugnisse in die Baubranche. Aluminium wird für Fenster- und für Türrahmen sowie für Leichtbauelemente eingesetzt. Ein Großteil dieser Produkte ist farbbeschichtet. Kupfer wird im Gebäude als Installationsrohr für die Wasserverteilung und für Wärmetauscher sowie am Gebäude als Regenrinne und Regenfallrohr verwendet. Messing spielt eine bedeutende Rolle bei Sanitärzubehör. Neben Bedachungen wird ein Großteil des Zinks in feuerverzinkten Produkten im Hochbau als Geländer, Treppe, Zaun, Tor oder Balkon sowie im Tiefbau als Straßenleitplanke, Laterne etc. verwendet. Blei wird als Werkstoff im Außenbereich eingesetzt. Es eignet sich insbesondere zur Ausführung von Verwahrungen und Anschlüssen. Auch komplette Dächer werden mit Blei gedeckt – beispielsweise das Dach des Kölner Doms.

Lage und Prognose

2021 war der Jahresbeginn beeinträchtigt durch schlechte Witterungsbedingungen – ein sogenannter Bauwinter. Insgesamt war die Baukonjunktur im Jahr 2021 geprägt durch zwei gegenläufige Entwicklungen. Während die Auftragseingänge im Jahresverlauf deutlich stiegen und zum Jahresende in einem absoluten Rekordauftragsbestand von 64 Milliarden Euro gipfelten, wurde die Bauproduktion durch die anhaltende Pandemie und den zunehmenden Mangel an Baumaterial spürbar ausgebremst. Zuweilen litten über 46 Prozent der Unternehmen (Juni 2021) unter Materialknappheit. In Folge stieg der Umsatz im deutschen Bauhauptgewerbe 2021 lediglich um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf annähernd 145 Milliarden Euro, bereinigt um die gestiegenen Preise ergibt sich daraus ein Umsatzminus von 5,8 Prozent. Darunter verzeichnete der Wohnungsbau einen preisbereinigten Umsatzrückgang von 6,2 Prozent. Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau wiesen reale Umsatzrückgänge von 4,9 Prozent beziehungsweise 7,0 Prozent aus.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erwartet für das Jahr 2022 nurmehr einen preisbereinigten Umsatz zwei Prozent unter oder bestenfalls auf Vorjahresniveau.

Elektro- und Digitalindustrie

Mehr als 50 Prozent aller Produkte aus Kupfer und Kupferlegierungen gehen in die Elektro- und Digitalindustrie, einschließlich der Kabelindustrie sowie der Informationstechnologie und Telekommunikation. In den letzten Jahren kamen neue Anwendungen durch die Digitalisierung als Wachstumstreiber hinzu. Die fortschreitende Elektrifizierung der Fahrzeuge bis hin zum batterieelektrischen Antrieb sowie der Aufbau der hierfür notwendigen Ladeinfrastruktur sind weitere Faktoren, die zukünftig eine Zunahme an Kupferprodukten erwarten lassen. Bei Energieleitungen hat der Kupferdraht einen Anteil von etwa 70 Prozent. Im Hochspannungsbereich der Übertragungsnetze spielt Aluminium eine bedeutende Rolle. Annähernd drei Viertel des in Deutschland verwendeten Bleis gehen in die Herstellung von Blei-Säure-Batterien. Kabelummantelungen aus Blei werden für Unterwasser-Seekabel verwendet. Bronzelegierungen sind wegen ihrer hohen Festigkeit gut geeignet für Steckverbinder – nicht zuletzt im Automobil, sondern auch im Anlagenbau. Der Wechsel zugunsten Nickel-intensiverer Batterietechnologien dürfte langfristig Wachstumstreiber für die Nickelnachfrage bleiben. Absatzmärkte wie Medizintechnik, smarte Gebäude, Industrie 4.0, Energie (-effizienz) und Elektromobilität bieten Potenzial für zukünftiges Wachstum.

Lage und Prognose

2021 verzeichnete die deutsche Elektro- und Digitalindustrie ein dynamisches Wachstum der preisbereinigten Produktion von neun Prozent gegenüber 2020. Der Auftragseingang stieg im vergangenen Jahr insgesamt um 23,8 Prozent. Darunter wies die inländische Nachfrage ein Plus von 20 Prozent aus. Kunden aus Euroländern fragten 23 Prozent mehr nach. Aufträge aus den Nicht-Euroländern stiegen sogar um 29,3 Prozent. 2021 wurde mit einem Wachstum von 10,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 224,6 Milliarden Euro ein neuer Ausfuhrrekord erzielt. Besonders die wirtschaftliche Erholung in den europäischen Nachbarländern sorgte für eine dynamische Exportnachfrage, beispielsweise in Frankreich (plus 14,2 Prozent), den Niederlanden (plus 19,2 Prozent) und Italien (plus 20,8 Prozent). Die Abhängigkeit von China, dem größten Lieferanten von Elektroprodukten mit einem Anteil von mittlerweile 31 Prozent, nimmt weiter zu. Hier drohen im laufenden Jahr Engpässe in Folge von Produktionsausfällen in China durch die strenge Null-Covid-Strategie Chinas. Polen steigerte seine Exporte nach Deutschland um 28,4 Prozent und ist mittlerweile der zweitgrößte Lieferant von Elektroprodukten. Infolgedessen spielt Polen als Absatzmarkt für NE-Metalle aus deutscher Produktion auch eine zentrale Rolle. Die Vereinigten Staaten fielen von Platz zwei noch hinter Tschechien zurück auf Platz vier im Einfuhrländerranking. Zum Jahresende 2021 sank die Kapazitätsauslastung laut ifo Institut, München, leicht auf 88,4 Prozent. Die Produktion wurde überwiegend durch Materialknappheit (85 Prozent der Befragten aus der Branche) und Fachkräftemangel (42 Prozent) beeinträchtigt.

Für 2022 rechnet der ZVEI nach wie vor mit einem Wachstum der preisbereinigten Produktion von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Maschinen- und Anlagenbau

Aluminium wird wegen seines geringen spezifischen Gewichts bei beweglichen Teilen im Maschinenbau verwendet. Rohre aus Kupfer und Kupferlegierungen oder aus Aluminium spielen aufgrund ihrer Wärmeleitfähigkeit bei der Herstellung von Kühl- und Wärmeanlagen eine wichtige Rolle. Meerwasser-Entsalzungsanlagen sind ohne die Eigenschaften von Produkten aus Kupfer und seinen Legierungen kaum denkbar. Messing wird überwiegend bei Sanitär- und Industriearmaturen, beispielsweise in der Lebensmittelindustrie, eingesetzt. Blei wird im Schall- und Strahlenschutz sowie im Anlagen- und Behälterbau als Auskleidung verwendet, um den Konstruktionswerkstoff vor aggressiven Säuren zu schützen. Die Anwendungsgebiete korrosionsbeständiger Werkstoffe aus Nickel und Nickellegierungen, die einen Nickelgehalt über 32 Prozent aufweisen, finden sich beispielsweise im Großanlagenbau der Chemie-, Öl-, Gas- und Energieindustrie.

Lage und Prognose

2021 wurden weltweit Maschinen und Anlagen für schätzungsweise drei Billionen Euro hergestellt, so der VDMA. Das dürften 15 Prozent mehr als 2020 gewesen sein. Auf das größte Herstellerland China allein entfielen davon 1,1 Billionen Euro Umsatz. Nach den zweitplatzierten Vereinigten Staaten folgte Deutschland mit etwa 311 Milliarden Euro auf Platz drei. Im Inland erholte sich die preisbereinigte Produktion des Maschinen- und Anlagenbaus um 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der preisbereinigte Auftragseingang spiegelte die dynamische Entwicklung in einem Wachstum von 32 Prozent im Vorjahresvergleich wider. Besonders nachgefragt wurden verfahrenstechnische Maschinen und Apparate (plus 121 Prozent), Textilmaschinen (plus 96 Prozent), Bergbaumaschinen (plus 75 Prozent), Bau- und Baustoffmaschinen (plus 59 Prozent), Werkzeugmaschinen (plus 56 Prozent) sowie Holzbearbeitungsmaschinen (plus 55 Prozent), aber auch Gießereimaschinen (plus 44 Prozent). Hingegen verzeichneten Armaturen nur ein vergleichsweise moderates Wachstum von acht Prozent. Ende des vorigen Jahres waren laut ifo Institut, München, die Kapazitäten der Maschinen- und Anlagenbauer wieder zu 89,8 Prozent ausgelastet. Die Ausfuhren stiegen 2021 nach Herausrechnen der Preise um acht Prozent, die Importe hingegen um 11,6 Prozent, wenngleich diese weniger als die Hälfte des Exportvolumens ausmachten. Sorgen bereiteten den Herstellern bis zuletzt die Materialengpässe (81 Prozent). Zugleich wurden 34 Prozent der Hersteller durch Fachkräftemangel ausgebremst.

Für 2022 rechnet der VDMA mit einem weiteren Anstieg der preisbereinigten Produktion um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Verwendung
Nichteisen-Metalle

Verwendung
Aluminium

Verwendung Kupfer

Verwendung Zink

Verwendung Blei

Verwendung Nickel

Verwendung Zinn

Oliver Eisenberg, Leiter Marktanalyse & Wirtschaft

Veröffentlicht im September 2022