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Globale Partnerschaften für nachhaltiges Wachstum: Europas neue Rohstoffstrategie

Die zukünftige Versorgungssicherheit mit Rohstoffen, insbesondere mit Nichteisenmetallen (NE-Metallen), ist eine der zentralen Herausforderungen für die deutsche und europäische Industrie. Angesichts der fortschreitenden Dekarbonisierung, der digitalen Transformation und der damit einhergehenden steigenden Nachfrage nach Metallen wie Kupfer, Aluminium, Nickel, Zink, Lithium, Kobalt und Seltenen Erden bedarf es einer strategischen Neuausrichtung und Diversifizierung der Bezugsquellen.

Die Rohstoff­versorgung der Zukunft:
Erkenntnisse aus aktuellen Studien

Eine Vielzahl aktueller Studien unterstreicht die Dringlichkeit, sich intensiv mit der künftigen Rohstoffversorgung auseinanderzusetzen. So prognostiziert beispielsweise die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem Bericht "The Role of Critical Minerals in Clean Energy Transitions" einen exponentiellen Anstieg der Nachfrage nach kritischen Rohstoffen bis 2040 – zum Beispiel für Lithium könnte diese um das Vierzigfache steigen. Auch bei Kobalt, Kupfer und Nickel ergibt sich ein stark wachsender Bedarf für den Ausbau der Elektromobilität und erneuerbarer Energien.

Eine besonders detaillierte Analyse hierzu liefert die von Eurometaux in Auftrag gegebene und von der KU Leuven im Jahr 2022 durchgeführte Studie "Metals for Clean Energy: Pathways to solving Europe’s raw materials challenge". Diese Untersuchung quantifiziert eindrücklich den immensen zusätzlichen Metallbedarf, der allein durch Europas "Green Deal" und die "Fit for 55"-Ziele bis 2050 entstehen wird. Demnach könnte die jährliche Nachfrage der EU zum Beispiel nach Nickel um 100% und nach Seltenen Erden für Permanentmagnete um 700 – 2.600% wachsen. Die Studie macht deutlich, dass Europa ohne signifikante Steigerung der heimischen Primärgewinnung, des Recyclings und der Diversifizierung der Importquellen massive Versorgungsengpässe und eine erhebliche Importabhängigkeit riskieren würde.

Studien der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) oder auch Analysen im Kontext des europäischen "Critical Raw Materials Act" (CRMA) weisen ebenfalls wiederholt auf die hohe Konzentration von Abbau und Weiterverarbeitung bei bestimmten Rohstoffen in einzelnen Ländern hin. Diese geopolitische Konzentration birgt erhebliche Risiken für die Lieferkettenstabilität und Preisschwankungen. Die Europäische Union hat mit dem CRMA bereits reagiert und strebt an, bis 2030 bestimmte Benchmarks für die heimische Gewinnung (mindestens 10% des jährlichen Verbrauchs der Union), Verarbeitung (mindestens 40%) und das Recycling (mindestens 25%) von strategischen Rohstoffen zu erreichen. Zudem soll die Abhängigkeit von einzelnen Drittländern für jeden strategischen Rohstoff auf unter 65% des jährlichen Verbrauchs der Union gesenkt werden.

Diese Studien mahnen eindringlich zur Diversifizierung der Lieferquellen und zur Erschließung neuer Partnerschaften. Sie betonen zudem die Notwendigkeit, Investitionen in Exploration, Abbau und Verarbeitung global zu streuen und gleichzeitig die Prinzipien der Nachhaltigkeit und verantwortungsvollen Rohstoffgewinnung zu stärken.

Der Afrikanische Kontinent: 

Schlüsselpartner für die NE-Metallversorgung

Vor diesem Hintergrund rückt der afrikanische Kontinent verstärkt in den Fokus der Rohstoffstrategien. Afrika verfügt über signifikante Vorkommen an zahlreichen NE-Metallen, die für die technologische Entwicklung und die grüne Transformation von entscheidender Bedeutung sind.

Kupfer und Kobalt

Die Demokratische Republik Kongo und Sambia sind weltweit führend in der Produktion dieser beiden Metalle, die essenziell für Batterien und elektrische Infrastruktur sind.

Bauxit Aluminiumvorprodukt

Guinea verfügt über die größten Bauxitreserven der Welt.

Platingruppen­­metalle (PGM)

Südafrika ist der dominierende Produzent von Platin und Palladium, welche inKatalysatoren und zunehmend in der Wasserstofftechnologie eingesetzt werden.

Mangan

Südafrika und Gabun sind wichtige Manganlieferanten, ein Metall, das in der Stahlproduktion und vermehrt auch in Batteriekathoden relevant ist.

Lithium

Länder wie Simbabwe, Namibia und die Demokratische Republik Kongo weisen viel-versprechende Lithiumvorkommen auf, deren Erschließung erst am Anfang steht.

Seltene Erden

Auch wenn China hier global dominiert, gibt es in verschiedenen afrikanischen Ländern (z.B. Südafrika, Burundi, Malawi) unerschlossene Potenziale.

Nickel

Simbabwe, Botswana und Südafrika besitzen nennenswerte Nickelreserven, die für Batterien und Speziallegierungen benötigt werden.

Zink

Länder wie Namibia und Burkina Faso tragen zur globalen Zinkproduktion bei.

Die Erschließung dieser Potenziale erfordert jedoch signifikante Investitionen in Infrastruktur, Exploration und nachhaltige Abbaumethoden. Es ist von größter Wichtigkeit, dass Partnerschaften mit afrikanischen Ländern auf Augenhöhe gestaltet werden und eine lokale Wertschöpfung („Local Content“) sowie die Einhaltung hoher Umwelt- und Sozialstandards (ESG-Kriterien) im Vordergrund stehen. Nur so kann eine Win-Win-Situation entstehen, die sowohl zur Rohstoffsicherung der europäischen Industrie als auch zur nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung der afrikanischen Partnerländer beiträgt.

Um diese Win-Win-Situation zu unterstützen sind wir Mitglied im Wirtschaftsnetzwerk Afrika.

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Neue Märkte, neue Chancen: Wie der Markteintritt in Afrika für Mittelständler gelingt

Afrika rückt zunehmend in den Fokus der deutschen Wirtschaft – und bietet vielfältige Perspektiven, gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Doch wer neue Märkte erschließen will, steht oft vor Hürden: fehlende Marktkenntnis, komplizierte Bürokratie, Unsicherheiten bei Finanzierung und Partnersuche. Genau hier setzt das Wirtschaftsnetzwerk Afrika (WNA) an – mit einem maßgeschneiderten Unterstützungsangebot, das den Einstieg in afrikanische Märkte spürbar erleichtert.

Afrika rückt zunehmend in den Fokus der deutschen Wirtschaft – und bietet vielfältige Perspektiven, gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Doch wer neue Märkte erschließen will, steht oft vor Hürden: fehlende Marktkenntnis, komplizierte Bürokratie, Unsicherheiten bei Finanzierung und Partnersuche. Genau hier setzt das Wirtschaftsnetzwerk Afrika (WNA) an – mit einem maßgeschneiderten Unterstützungsangebot, das den Einstieg in afrikanische Märkte spürbar erleichtert.

Initiiert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE), bündelt das WNA geballtes Know-how und wertvolle Kontakte. Unternehmen erhalten:

  • Zugriff auf aktuelle Marktanalysen und Brancheninformationen,
  • individuelle Beratung zu Förder- und Kooperationsprogrammen sowie
  • Vernetzung mit relevanten Partnern – von der Auslandshandelskammer bis zu erfahrenen Branchenverbänden.

Ein Herzstück des Programms ist der Beratungsgutschein für Afrika: KMU mit Sitz in Deutschland können damit individuelle Beratungsleistungen fördern lassen – mit bis zu 85 Prozent Kostenzuschuss. Ob Marktanalyse, Geschäftspartnersuche oder strategische Planung: Die Gutscheine gelten für alle afrikanischen Länder und alle Branchen. Pro Jahr sind bis zu drei Gutscheine à 15 Beratungstage möglich. Abgewickelt wird das Programm vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).

Zudem stehen den Unternehmen spezialisierte Afrika-Expert:innen zur Seite, die bei der Entwicklung konkreter Projekte und der Bewertung von Geschäftschancen unterstützen. Das Netzwerk wird stetig erweitert, sodass interessierte Firmen nicht allein agieren müssen, sondern auf erfahrene Partner bauen können.

Dank der Mitgliedschaft der WVMetalle im Wirtschaftsnetzwerk Afrika können auch die Mitgliedsunternehmen von diesen umfassenden Leistungen profitieren.

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Strategisch statt symbolisch: globale Lieferketten neu denken

„Mehr Strategie bitte!“, so könnte man die Auffassung der Stiftung Wissenschaft und Politik zur Ausrichtung der deutschen Zusammenarbeit mit internationalen Partnern zusammenfassen. In ihrem Podcast im Juni 2025 befürwortet die SWP eine notwendige Wende, die unsere Erfahrungen aus der praktischen Umsetzung bestätigen:

In den letzten zwei Jahren durfte die WVMetalle aktiver Teil des sogenannten „ProBaMet“-Projekts in Nigeria sein, eine länderübergreifende Kooperation von Politik, Behörden, Zivilgesellschaft und Industrie für eine nachhaltige Verbesserung beim Recycling von Blei-Säure-Batterien in Schwellenländern. Das Projekt war von Anfang an praxisnah und umsetzungsorientiert ausgerichtet, um schnelle sowie belastbare Ergebnisse zu erzielen und zu beweisen, dass Effizienz auch in einer komplexen Fördermittel-Umgebung möglich ist. Für mehr Handeln und weniger Gesprächsrunden.     

Trotz des wachsenden Interesses an neuen Energiespeichertechnologien spielen Blei-Säure-Batterien in Schwellenländern wie Nigeria, aber auch in dem globalen Norden, weiterhin eine wichtige Rolle, insbesondere im Zusammenhang mit der zunehmenden Nutzung emissionsfreier Fahrzeuge und dezentraler Energiespeichersysteme. Da Blei-Säure-Batterien zu 99% recycelt werden können und es sich beim Recycling von Blei um ein lukratives Geschäftsmodell handelt, ist das Interesse an dem vielfältigen Metall immens. Jedoch kann eine unsachgemäße Entsorgung der Batterien am Ende ihrer Lebensdauer ein erheblichesProblem für die Umwelt und die öffentliche Gesundheit darstellen.   

Als Reaktion darauf hat das Projekt Partnership for Responsible Battery and MetalRecycling (ProBaMet) eine umfassende dreigleisige Strategie umgesetzt, die sich auf Folgendes konzentriert:

Strategie

Schulung der Leiter von Recyclinganlagen in der wirksamen Umsetzung von Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsstandards.
Unterstützung der Regulierungsbehörden bei der Stärkung von Standards und ihrer Durchsetzung durch die Erstellung maßgeschneiderter Auditvorlagen.
Schaffung von Geschäftsmöglichkeiten für hochwertiges Recycling durch einen Zusammenschluss von Solarunternehmen, die nach verantwortungsvollen Lösungen für die Batterieentsorgung suchen, und internationalen Unternehmen, die Sekundärrohstoffe aus zugelassenen Anlagen beziehen wollen.

Im Mai 2025 konnte der offizielle Abschluss des Projekts bekannt gegeben werden, auch wenn die Arbeit nun eigentlich erst beginnt. Denn die dort erlangten Erkenntnisse komplementieren das Bild: Es braucht trotz hohem Engagement aller Interessengruppen eine starke politische Unterstützung, um einen dauerhaften und wirtschaftlich nachhaltigen Wandel im Bereich resilienter und verantwortungsvoller Lieferketten zu etablieren.

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Gemeinsam wachsen: Für eine resiliente und nachhaltige Rohstoffstrategie

Die Zukunft der Rohstoffversorgung entscheidet sich heute – durch kluge Weichenstellungen und belastbare Partnerschaften. Der steigende Bedarf an NE-Metallen für die grüne und digitale Transformation verlangt nach einer breit aufgestellten Rohstoffstrategie, die Versorgungssicherheit, Nachhaltigkeit und geopolitische Resilienz vereint.

Workshop Wirtschaftsnetzwerk Afrika des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE), 19. März 2025
Partnertreffen Wirtschaftsnetzwerk Afrika des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE), 19. März 2025
Partnertreffen Wirtschaftsnetzwerk Afrika des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE), 19. März 2025
Abschlussworkshop ProBaMet, Abuja, Nigeria 2025

Afrika spielt dabei eine Schlüsselrolle: Der Kontinent bietet großes Potenzial – wirtschaftlich wie strategisch. Die WVMetalle engagiert sich aktiv im Partnernetzwerk Afrika, um verantwortungsvolle Lieferketten mitzugestalten, lokale Wertschöpfung zu fördern und die Chancen für unsere Mitgliedsunternehmen konkret nutzbar zu machen. Nur im Zusammenspiel von Industrie, Politik und internationalen Partnern kann Europas Rohstoffwende gelingen.