2020

Die Situation
der Teilbranchen

Die Nichteisen-Metallindustrie im Detail: Die NE-Metallindustrie gliedert sich in Leichtmetall (Aluminium und Magnesium), Buntmetall (Kupfer, Zink, Blei, Nickel und Zinn), Selten- und Edelmetalle sowie in die Produktionsstufen Erzeugung (Rohmetall), Halbzeug (Bänder, Bleche, Stangen, Profile, Rohre und Drähte), Weiterverarbeitung, Guss und Feuerverzinkung.

Aluminiumindustrie – Vorkrisenniveau nicht vor 2022 in Sicht

Die deutsche Aluminiumindustrie beschäftigte 2020 mehr als 38.000 Erwerbstätige in rund 180 Unternehmen. Insgesamt wies die Branche im Jahr 2020 einen erheblichen Produktionseinbruch um acht Prozent auf 3,8 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr aus. Betroffen war die gesamte Wertschöpfungskette (Rohmetallerzeugung, erste Bearbeitung zu Halbzeug und Weiterverarbeitung). Der Branchenumsatz belief sich 2020 auf 14 Milliarden Euro, davon sieben Milliarden Euro im Ausland. Das entsprach einer Ausfuhrquote von etwa 50 Prozent. Das Jahr 2021 wird herausfordernd: Die Abnehmermärkte sind aktuell zwar durchaus lebhafter, jedoch ist dieses Ergebnis nur eine Momentaufnahme; für eine Entwarnung ist es noch zu früh. In Teilen herrscht weiterhin Auftragsmangel. Durchaus Belebung findet im Automobilbau und in der Bauwirtschaft statt. Weiterhin schlecht steht es um den Flugzeugbau, dessen Stabilisierung auf niedrigem Niveau keine Grundlage bildet, um langfristig profitabel zu sein.

2020 wurden von der deutschen Aluminiumindustrie 1,1 Millionen Tonnen Rohaluminium erzeugt, zehn Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die Herstellung von Rohaluminium teilte sich auf 529.000 Tonnen Hüttenaluminium und 548.000 Tonnen Recyclingaluminium auf. Der Recyclinganteil am Rohaluminium betrug 2020 rund 51 Prozent. Weltweit ging die gesamte Produktion von Rohaluminium 2020 laut World Bureau of Metal Statistics nur leicht um 0,5 Prozent im Vorjahresvergleich auf 82,1 Millionen Tonnen zurück. China allein stellte 54 Prozent davon her und erzielte selbst im Coronakrisenjahr ein Wachstum von 1,4 Prozent. Der Anteil der Vereinigten Staaten an der Weltproduktion ging trotz protektionistischer US-Maßnahmen von 5,5 Prozent auf 5,1 Prozent im vorigen Jahr zurück. Die globale Verwendung von Primäraluminium lag leicht über dem Vorjahresniveau (plus 0,5 Prozent). China fragte 2020 ungeachtet der Pandemie 6,4 Prozent mehr Primäraluminium nach und beansprucht mittlerweile 60 Prozent der weltweiten Primärerzeugung.

Die Produktion von Aluminiumhalbzeug (erste Bearbeitung zu Walz-, Strangpressprodukten, Leitmaterial und Draht) lag 2020 bei 2,4 Millionen Tonnen und damit sieben Prozent unter dem Vorjahr. Darunter sank die Produktion von Halbzeug aus Aluminium und ‑legierungen ebenfalls um sieben Prozent auf 2.387.000 Tonnen. Der größte Anteil an der Halbzeugfertigung entfiel auf die Walzwerke, die über ein Drittel der europäischen Walzproduktion ausmachten. Die Ausbringungsmenge von Walzprodukten lag 2020 mit 1,9 Millionen Tonnen 7,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Hersteller von Press- und Ziehprodukten verzeichneten ein Minus von 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 509.000 Tonnen. Die Fertigung von Leitmaterial ging im Vorjahresvergleich sogar um 54 Prozent auf knapp 3.000 Tonnen zurück.

Die Aluminiumweiterverarbeitung beschäftigte 2020 etwa 11.000 Mitarbeiter*innen in ca. 50 Unternehmen und stellte insgesamt etwa 322.000 Tonnen her. Das Fertigungsvolumen sank somit im Vorjahresvergleich um neun Prozent. Während die Produktion von Folien und dünnen Bändern um zehn Prozent auf 252.000 Tonnen beziehungsweise von Tuben, Aerosol- und sonstigen Dosen um sechs Prozent auf 40.000 Tonnen zurückging, verringerte sich die Ausbringungsmenge von Pulver um neun Prozent auf 30.000 Tonnen. Der Umsatz der Aluminiumweiterverarbeitung lag bei knapp 2,9 Milliarden Euro, davon wurden 1,3 Milliarden Euro auf ausländischen Märkten erwirtschaftet.

Aluminiumrecycling schließt Rohstoffkreisläufe und leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Rohstoffversorgung und zur nachhaltigen Entwicklung in der Aluminiumindustrie. Nachhaltigkeit ist ein zentrales Anliegen der Aluminiumindustrie. Deutschland blieb 2020 wie in den Vorjahren Nettoexporteur von Aluminiumschrotten. 2020 lagen die Exporte zum siebten Mal in Folge über der Marke von einer Million Tonnen. Diese Menge blieb überwiegend in Europa, insbesondere in Italien, Österreich und den Niederlanden. Die Lieferungen nach China nahmen 2020 um 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 27.000 Tonnen ab.

Produktion nach Produktionsstufen

Buntmetallindustrie optimistisch für 2021

In der deutschen Buntmetallindustrie (Kupfer, Zink, Blei, Nickel, Zinn und Seltenmetalle) waren 2020 etwa 30.000 Erwerbstätige in rund 260 Unternehmen beschäftigt und erzielten einen Umsatz von knapp 18 Milliarden Euro. Die Branche verbuchte 2020 einen Produktionsrückgang von einem Prozent gegenüber dem bereits schwachen Vorjahr auf insgesamt 2,7 Millionen Tonnen. Die einzelnen Teilbranchen entwickelten sich sehr unterschiedlich.

Die Ausbringungsmenge aller Rohmetallerzeuger sank 2020 um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,2 Millionen Tonnen. Darunter wies die Produktion von raffiniertem Kupfer und Kupfergusslegierungen ein Plus von zwei Prozent auf 639.000 Tonnen aus. Die Fertigung von Zink, Blei, Zinn und deren Legierungen ging im selben Zeitraum um fünf Prozent auf 531.000 Tonnen zurück.

Die Weltproduktion von raffiniertem Kupfer wuchs 2020 laut International Copper Study Group (ICSG) im Vorjahresvergleich um 1,6 Prozent auf 24,4 Millionen Tonnen. China erzielte eine neue Rekordproduktion von zehn Millionen Tonnen (plus 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Das waren 41 Prozent der Weltproduktion. Die weltweite Kupfernachfrage stieg 2020 um 2,3 Prozent auf 25,0 Millionen Tonnen. China steigerte seine Nachfrage nochmals erheblich um 13,2 Prozent auf 14,4 Millionen Tonnen und repräsentiert mittlerweile allein 58 Prozent des Weltbedarfs. Insgesamt entstand weltweit ein Produktionsdefizit von 456.000 Tonnen. Die globale Bergbauproduktion lag 2020 annähernd (minus 0,1 Prozent) auf dem Vorjahresniveau von 20,5 Millionen Tonnen. Die ICSG erwartet für 2021 einen weitestgehend ausgeglichenen Weltmarkt für raffiniertes Kupfer mit einem leichten Angebotsüberschuss von rund 80.000 Tonnen. So dürfte die weltweite Produktion bei 25,2 Millionen Tonnen und die Nachfrage bei 25,1 Millionen Tonnen liegen.

Die globale Primärverhüttung von Zink lag 2020 mit 13,6 Millionen Tonnen gemäß International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) 1,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. Im Verhältnis zur Verwendung ergab sich ein Angebotsüberschuss von 533.000 Tonnen. Nach einem Anstieg der chinesischen Produktion um 2,9 Prozent auf 6,3 Millionen Tonnen lag Chinas Anteil an der globalen Produktion bei 46 Prozent. Die weltweite Verwendung sank um 4,4 Prozent gegenüber 2019 auf 13,1 Millionen Tonnen und gleichzeitig stieg die chinesische Nachfrage um 1,3 Prozent auf 6,7 Millionen Tonnen. Somit entfielen allein 51 Prozent der globalen Verwendung auf China. Die Weltminenproduktion ging 2020 um 5,9 Prozent auf 12,1 Millionen Tonnen zurück.

Der Weltmarkt für raffiniertes Blei und Bleilegierungen zeigte sich 2020 leicht überversorgt. So überstieg die Produktion des Metalls dessen Verwendung um 223.000 Tonnen. Die Erzeugung sank um 3,6 Prozent auf 11,8 Millionen Tonnen. Dagegen konnte China selbst im Coronakrisenjahr seine Produktion stabil halten (plus 0,1 Prozent) bei annähernd fünf Millionen Tonnen und erreichte damit einen Anteil an der Weltproduktion von 42 Prozent. China versorgte sich größtenteils selbst mit metallischem Blei und trat in Europa primär als Anbieter von weiterverarbeiteten Produkten wie Batterien auf. Der Anteil an recyceltem Blei an der Gesamtproduktion belief sich in der Europäischen Union auf 78 Prozent und in China gerade einmal auf 44 Prozent. Die weltweite Minenproduktion verzeichnete 2020 ein Minus von fünf Prozent auf 4,5 Millionen Tonnen Bleiinhalt im Konzentrat.

Die Fertigung aller Halbzeughersteller (erste Bearbeitung zu Bändern, Blechen, Stangen, Profilen, Rohren und Draht) blieb 2020 gegenüber dem Vorjahr annähernd stabil bei 1,5 Millionen Tonnen. Darunter verzeichnete der größte Bereich, die Herstellung von Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen, ein Minus von fünf Prozent auf 758.000 Tonnen. Zum Jahreswechsel erhöhte sich die Nachfragedynamik, sodass im Februar 64 Prozent der Unternehmen über einen Kapazitätsengpass und 36 Prozent über Materialknappheit berichteten. Die Produktion von Halbzeug aus blankem Kupferleitmaterial wuchs 2020 um vier Prozent auf 622.000 Tonnen und die Fertigung von Halbzeug aus Zink, Blei, Zinn, Nickel und deren Legierungen um elf Prozent auf 166.000 Tonnen.

Nichteisen-Metallgießereien: Anzeichen einer Erholung mit Rückschlägen

Die deutsche NE-Metallgießerei-Industrie beschäftigte 2020 etwa 34.000 Erwerbstätige in rund 200 Unternehmen. Der Branchenumsatz lag bei 4,7 Milliarden Euro. Die NE-Metallgießereien produzierten 2020 insgesamt 769.000 Tonnen. Damit bewegt sich die Fertigung um 24,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Während die Gussproduktion von Komponenten für den Maschinenbau um 14,5 Prozent sank, nahm die Produktion für den Fahrzeugbau um 25,2 Prozent ab. Der Anteil von Komponenten für den Straßenfahrzeugbau betrug am Jahresende 76,4 Prozent. 2020 lagen die Auftragseingänge der NE-Metallgießereien 24,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Bei den Aluminiumgießereien sind die Bestellungen mit 653.000 Tonnen verglichen zum Vorjahr um 24,3 Prozent gesunken. Die Magnesiumgießereien meldeten ein Auftragsvolumen von 20.000 Tonnen, was einem Minus von 9,4 Prozent entspricht. Die Gießereien, welche Kupferlegierungen verarbeiten, verbuchten ein Auftragsminus von 40,6 Prozent auf 44.000 Tonnen. Die Aufträge bei den Zinkgießereien betrugen 47.000 Tonnen und sanken um 16,0 Prozent. Das Exportvolumen lag 2020 mit 117.000 Tonnen um 16,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Auftragsreserven lagen am Jahresende bei 193.000 Tonnen. Die Reichweite der Auftragsbestände ist somit im Dezember von vier auf drei Monate gesunken. Während sich die Situation der deutschen NE-Metallgießereien gegen Jahresende verbesserte, war der Start in das neue Jahr mit Rückschlägen verbunden. Insbesondere die Automobilindustrie als wichtigste Abnehmerbranche sieht sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert.

Feuerverzinkungsindustrie trotzt der Coronakrise

Die deutsche Feuerverzinkungsindustrie als wichtiger Zinkanwender konnte der Coronapandemie trotzen und ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr verteidigen. Mengenmäßig wurden sogar Steigerungen erreicht. Treiber des Zuwachses war die weiterhin gut laufende Bauindustrie, die auch für 2021 auf eine gute Auslastung hoffen lässt. Die Anzahl der Beschäftigten blieb im Jahr 2020 mit etwa 4.800 Erwerbstätigen in den annähernd 150 Verzinkereien im Vorjahresvergleich stabil. Verwendet werden die Produkte der Branche in den Bereichen Bauwesen (51 Prozent), Industrieausrüstung (12 Prozent), Fahrzeug/Transport (12 Prozent), Straßenausstattung (7 Prozent), Gartenbau/Landwirtschaft (6 Prozent) und Sonstige (12 Prozent).

Veröffentlicht im Mai 2021