2020

Weltwirtschaft im Zeichen von Corona

Die Lage der Weltkonjunktur: Nach einem dramatischen Einbruch der Weltkonjunktur während der ersten Infektionswelle im Frühjahr vorigen Jahres erholte sich die weltweite Produktion im zweiten Halbjahr spürbar. Vor allem China kehrte auf seinen alten Wachstumspfad zurück. Dagegen litt die Europäische Union im Zuge der zweiten Infektionswelle im Herbst abermals unter einer rückläufigen Wirtschaftsleistung.

Weltwirtschaftswachstum*

Tiefergehende Informationen zur Weltkonjunktur erhalten Sie beim Internationalen Währungsfonds im World Economic Outlook.

Die wirtschaftliche Lage Deutschlands wird zweimal jährlich in der Gemeinschaftsdiagnose analysiert. Die wichtigsten Eckdaten für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland aus dem aktuellen Frühjahrsgutachten sind in den beiden folgenden Tabellen zusammengefasst.

Eckdaten für Deutschland

Verwendung des Inlandsprodukts

Ausblick: Mitten in der dritten Infektionswelle im April verbesserte sich im verarbeitenden Gewerbe das Geschäftsklima laut ifo auf den höchsten Wert seit Mai 2018. Die Befragten berichteten von einem spürbar besseren Geschäftsverlauf. Die Nachfrage ist nach wie vor sehr gut. Die Kapazitätsauslastung stieg deutlich von 81,9 auf 86,2 Prozent und lag erstmals seit knapp zwei Jahren über dem langfristigen Durchschnitt von 83,5 Prozent. Dennoch erhielt der Optimismus einen Dämpfer. So berichteten 45 Prozent der Unternehmer über Materialknappheit. Das war der höchste Wert seit 1991. Während im Dienstleistungssektor die Logistikbranche vom Aufschwung in der Industrie profitierte, litten nach wie vor das Gastgewerbe und der Tourismussektor. Deutlich zufriedener waren Autohändler mit ihrer aktuellen Lage. Die Stimmung im Großhandel blieb besser als im Einzelhandel. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe trübte sich nicht zuletzt auch wegen der Engpässe bei Vorprodukten ein.

Außenhandel
der Nichteisen-Metallindustrie

Export 2020 nach Ländern

Die Europäische Union war 2020 der wichtigste Absatzmarkt für in Deutschland hergestelltes Rohmetall und Halbzeug. 86 Prozent des Branchenumsatzes, etwa 45,7 Milliarden Euro, wurden im europäischen Binnenmarkt (einschließlich Deutschlands) erlöst. Von den Exporten der deutschen NE-Metallindustrie gingen 71 Prozent in EU-Partnerländer. In der Europäischen Union brach das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt 2020 pandemiebedingt um 6,1 Prozent ein. Im laufenden Jahr dürfte sich die Wirtschaftsleistung wieder um 4,4 Prozent und im folgenden Jahr um 3,9 Prozent erholen. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) blieb im vorigen Jahr expansiv. Seit März 2016 liegt der Leitzins der EZB auf dem seit Einführung des Euro historisch niedrigsten Zinsniveau von 0,00 Prozent. Der Euro gewann im Jahresverlauf 2020 gegenüber dem US-Dollar knapp zehn Prozent seines Wertes und lag zum Jahresende bei 1,23 US-Dollar je Euro.

Österreich blieb 2020 der größte Ausfuhrmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie. Unser südlicher Nachbar war früher und stärker von der Coronakrise betroffen und verzeichnete dementsprechend 2020 mit minus 6,6 Prozent einen deutlicheren Konjunktureinbruch als Deutschland. Zeitweise Corona-bedingt unterbrochene Lieferbeziehungen behinderten den Rohmetall- und Halbzeugexport nach Österreich um fünf Prozent auf 352.000 Tonnen. Rund 29 Prozent der Auslieferungen waren Rohaluminium sowie 18 Prozent Rohkupfer (einschließlich Kupfergusslegierungen) und Gießwalzdraht. Für dieses und kommendes Jahr erwartet der Internationale Währungsfonds ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent beziehungsweise 4,0 Prozent.

Nach Italien wurden 325.000 Tonnen NE-Metalle exportiert, drei Prozent weniger als 2019. Darunter entfielen 46 Prozent auf Kupferhalbzeug (zum Großteil Gießwalzdraht, Messingstangen und Kupferband) sowie annähernd ein Drittel auf Aluminiumhalbzeug (überwiegend Bleche und Bänder) und Aluminiumfolien. Italien spielt mit seiner wettbewerbsfähigen weiterverarbeitenden Industrie seit jeher eine bedeutende Rolle als Absatzmarkt für Halbzeug. Der industrielle Kern in Norditalien war besonders stark von COVID-19, unter anderem auch mit Werksschließungen, betroffen. Somit musste Italien 2020 einen besonders deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 8,9 Prozent verkraften. In den nächsten zwei Jahren dürfte sich das Bruttoinlandsprodukt wieder um 4,2 Prozent beziehungsweise 3,6 Prozent erholen.

Frankreich blieb 2020 der drittgrößte Auslandsmarkt für Rohmetall und Halbzeug. Im letzten Jahr wurden 260.000 Tonnen NE-Metalle nach Frankreich geliefert, 15 Prozent weniger als 2019. Die Exporte nach Frankreich bestanden zu 27 Prozent aus Aluminiumblechen und -bändern, zu 15 Prozent aus Aluminiumfolien und zu elf Prozent aus Rohaluminium. Bleche und Bänder aus Kupfer und Kupferlegierungen spielten mit einem Anteil von elf Prozent ebenso eine wichtige Rolle. Die französische Volkswirtschaft verzeichnete 2020 einen Rückgang von 8,2 Prozent. Für die folgenden beiden Jahre werden wieder Wachstumsraten von 5,8 Prozent 4,2 Prozent erwartet.

Das Vereinigte Königreich war 2020 nur noch der siebtgrößte (2018 der größte) Ausfuhrmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie. Der Export in das Vereinigte Königreich brach 2020 um 32 Prozent gegenüber 2019 auf 203.000 Tonnen und der Import um 21 Prozent auf 207.000 Tonnen ein. Ein Großteil der Ausfuhren war Halbzeug – überwiegend Aluminium. Zum 1. Februar 2020 trat das Vereinigte Königreich aus der Europäischen Union aus. Nach Ablauf einer Übergangsphase schied das Vereinigte Königreich zum 1. Januar 2021 aus dem EU-Binnenmarkt und der EU-Zollunion aus. Damit wandelt sich das Verhältnis der EU zum Vereinigten Königreich unabhängig vom neuen Partnerschaftsabkommen grundlegend. Anfang 2021 beeinträchtigten neue Zollformalitäten bei gleichzeitigen EU-Maßnahmen zur Verhinderung einer schnellen Ausbreitung der britischen Corona-Mutation B.1.1.7 den Handel mit dem Vereinigten Königreich erheblich. Von allen für die deutsche NE-Metallindustrie bedeutenden Absatzmärkten litt das Vereinigte Königreich am stärksten unter der Pandemie. Das zeigte sich auch in einem Rückgang der dortigen Wirtschaftsleistung um 9,9 Prozent im Jahr 2020. Für das laufende und das kommende Jahr werden wieder Wachstumsraten von plus 5,3 Prozent beziehungsweise plus 5,1 Prozent erwartet.

Die Vereinigten Staaten lagen 2020 nach wie vor auf Rang zehn der Auslandsmärkte für Metall und Halbzeug und blieben zugleich die wichtigste Zielregion außerhalb Europas. Vier Prozent der Branchenexporte gingen dorthin. Mit 140.000 Tonnen im vorigen Jahr waren das 23 Prozent weniger als im Jahr 2019. Die Vereinigten Staaten spielten insbesondere als Absatzmarkt für Halbzeug eine bedeutende Rolle. 63 Prozent der Branchenausfuhren stammten aus der Aluminiumindustrie und rund 32 Prozent waren Kupfer- oder Kupferlegierungen. Ein unter der vorigen US-Präsidentschaft eingeleitetes Antidumping-Verfahren gegenüber Aluminiumeinfuhren unter anderem aus Deutschland gipfelte in weiteren spürbaren Zusatzzöllen, die das US-Geschäft erheblich erschweren. Obwohl die Vereinigten Staaten 2020 stark von COVID-19 betroffen waren, fiel der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts mit minus 3,5 Prozent vergleichsweise moderat aus. Maßgeblich hierfür war ein im Lockdown gedämpfter privater Konsum, der zu etwa 70 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten beiträgt. Mit Zuspitzung der Coronakrise senkte die US-Notenbank den Leitzins im März letzten Jahres auf einen Zinskorridor zwischen 0,00 und 0,25 Prozent. Die Dynamik der US-Wirtschaft dürfte mit den dort zügig voranschreitenden Impfungen im laufenden Jahr um 6,4 Prozent und im Jahr 2022 um 3,5 Prozent zunehmen.

China hat durch seine enorme Nachfrage nach Rohstoffen (Erzen und Konzentraten), aber auch nach Rohmetallen sowie seinen hohen Anteil an der weltweiten Produktion von Rohmetall und Halbzeug einen großen Einfluss auf den globalen Metallmarkt. Sorgen bereiten mittlerweile nicht nur die Überkapazitäten in der Grundstoffindustrie, sondern auch die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit in der weiterverarbeitenden Industrie. Deutsche NE-Metall-Unternehmen haben in China investiert, um die Abnehmerbranchen vor Ort zu versorgen. Folglich spielt China für die deutsche Rohmetall- und Halbzeugausfuhr nur eine untergeordnete Rolle. So wurden 2020 gerade einmal 75.000 Tonnen nach China exportiert. Dennoch war das ein Anstieg um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Seit 2017 wurden die Vorschriften für chinesische Schrottimporte bereits mehrfach verschärft. Infolgedessen brachen die deutschen Lieferungen von NE-Metallschrotten nach China in den darauffolgenden Jahren immer weiter ein. Gerade minderwertige Schrottqualitäten der Kategorien sechs und sieben sind in China nicht mehr gefragt. Dieser Trend beschleunigte sich im ersten Jahr der Coronakrise 2020 noch mit einem weiteren Rückgang um 45 Prozent auf 61.000 Tonnen. China fiel innerhalb von drei Jahren vom vormals größten Abnehmer für deutschen NE-Metallschrott auf den neunten Platz zurück. Als Folge des Handelskonfliktes mit den Vereinigten Staaten wurde ab 2018 besonders Halbzeug aus China auf den europäischen Markt umgelenkt. Mit Zuspitzung der Coronakrise und den damit einhergehenden Herausforderungen im internationalen Handel gingen jedoch auch hier die Einfuhrmengen vorerst deutlich zurück. Insgesamt lag der Schwerpunkt der NE-Metall- und Halbzeugimporte aus China letztes Jahr mit einem Anteil von 75 Prozent bei Aluminiumhalbzeug und Aluminiumfolien. Trotz Coronakrise erzielte China im vergangenen Jahr noch ein leichtes Wachstum von 2,3 Prozent. Im Jahr 2021 dürfte die chinesische Volkswirtschaft sich mit 8,4 Prozent deutlich erholen und 2022 mit 5,6 Prozent auf den alten Wachstumspfad einschwenken.

Veröffentlicht im Mai 2021