Die gesamte Branche im Fokus: Verschaffen Sie sich einen Überblick über die aktuellen wirtschaftlichen Hintergründe der Nichteisen-Metallindustrie
In den Monaten Februar, Mai, August und November erhalten Sie im Quartalsbericht jeweils ein Update über die konjunkturelle Entwicklung in unserer Industrie.
Die deutsche Nichteisen(NE)-Metallindustrie beschäftigte 2024 mehr als 106.000 Arbeitskräfte in rund 630 Unternehmen. Das waren im Jahresdurchschnitt 0,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Einschließlich der von der NE-Metallindustrie abhängigen Arbeitsplätze bei Industrielieferanten und deren Dienstleistern betrug die Beschäftigungswirkung etwa 245.000 Erwerbstätige. 2024 verharrte die Kurzarbeit in der Branche weiter auf hohem Niveau und lag zum Jahresende bei etwa 28 Prozent der befragten Unternehmen. Weitere 31 Prozent planten diese innerhalb von drei Monaten. Gleichzeitig litten nur noch acht Prozent der befragten Firmen aus der NE-Metallindustrie unter einer Beeinträchtigung ihrer Produktion durch Engpässe beim Personal – zwei Jahre zuvor waren es noch 37 Prozent.
Beschäftigte*
Die metallerzeugenden und -verarbeitenden Unternehmen erwirtschafteten 2024 einen Umsatz von 68 Milliarden Euro. Nach dem Höhepunkt der Energiekostenkrise mit Stilllegungen und Drosselung der Produktion in der energieintensiven Metallerzeugung haben einige der betroffenen Unternehmen ihre Produktion 2024 wieder hochgefahren. Dennoch dürfen die Wachstumsraten nicht darüber hinwegtäuschen, dass einige Teilbranchen 2023 weit über 60 Prozent weniger erzeugt haben als vor der Energiekrise. Im vierten Quartal litten immer noch etwa die Hälfte der Firmen aus der Branche unter Auftragsmangel. Das war nur eine leichte Normalisierung gegenüber der noch schlechteren Ausgangslage zu Jahresbeginn. Die Branche erwartet für 2025 ein Verharren auf dem niedrigen Produktionsniveau von 2024, da die Nachfrageschwäche bis weit ins laufende Jahr hinein anhält und eine spürbare Erholung der Produktion verhindert. Neben einer zunehmenden Verunsicherung durch das Hin und Her der US-Zollpolitik bereiteten vor allem Umlenkungseffekte von Exporten in die Europäische Union (EU) erhebliche Sorgen.
Der Umsatz der NE-Metallindustrie lag 2024 insgesamt bei 67,6 Milliarden Euro. Davon erzielte die Branche 86 Prozent (58,1 Milliarden Euro) in der EU. Allein 47 Prozent (32,0 Milliarden Euro) des Umsatzes entfielen auf das Inland, den größten Einzelabsatzmarkt. Das heißt über 35,5 Milliarden Euro wurden im Ausland verdient. Das entsprach einer deutlich erhöhten Exportquote von 53 Prozent
Umsatz (Mrd. €)
davon Ausland (Mrd. €)
Deutschland war 2024 Nettoexporteur von Halbzeug. Zwar litt auch die exportstarke Halbzeugindustrie unter einer knapp drei Prozent niedrigeren Auslandsnachfrage in Höhe von 2,1 Millionen Tonnen. Dem stand aber ein noch deutlicherer Rückgang des Imports um sechs Prozent auf 1,9 Millionen Tonnen gegenüber. Maßgeblich hierfür war die schwache Inlandsnachfrage. Weiter ist Deutschland seit vielen Jahren nicht nur Nettoimporteur von Erz und Konzentrat, sondern auch von Rohmetall. Mit anderen Worten: Deutschland führt erheblich mehr Rohmetall ein, als es exportiert. Hier spiegelt sich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Lieferungen wichtiger Rohmetalle wie Aluminium, Nickel, Zink, Zinn und etlicher Seltenmetalle aus dem Ausland wider. Der Rohmetallimport sank 2024 um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 3,5 Millionen Tonnen. Gleichzeitig ging der Export von Rohmetall um zwei Prozent auf 872.000 Tonnen zurück.
Endproduktbezogene Recyclingquoten (End of Life) liegen zum Beispiel für Aluminium, Kupfer und Zink aus dem Baubereich sowie für Blei aus Altbatterien bei rund 95 Prozent und für Aluminium aus dem Verpackungsbereich bei 93 Prozent. Getränkedosen aus Aluminium werden sogar zu 99 Prozent wiederverwertet. Die wiedergewonnenen Metalle dienen den Recyclinghütten, den Blocklegierungsherstellern, der Halbzeugindustrie (erste Bearbeitung) und den Herstellern von Gussteilen als Rohstoff. In der Rohmetallerzeugung – also mit Bezug auf die verwendeten Einsatzstoffe – beläuft sich die Recyclingquote auf etwa 50 Prozent. Eine sichere Verfügbarkeit nachhaltig gewonnener Erze und Konzentrate sowie Schrotte ist Voraussetzung für die Produktion von Rohmetall und Halbzeug am Standort Deutschland.
NE-Rohmetalle werden weltweit an Warenterminbörsen gehandelt. Der mengenmäßige Umsatz der Industriemetalle an der London Metal Exchange (LME) stieg bereits das zweite Jahr in Folge. Damit verbesserte sich die Liquidität weiter. Insgesamt wurde jede produzierte Tonne Metall mindestens 20-mal an der Börse umgesetzt. Das hohe Volumen der Finanzgeschäfte im Vergleich zum physischen Handel ist für alle Marktteilnehmer von Vorteil. Denn nur ein liquider Markt bietet Produzenten, Verarbeitern und Händlern von Metall die Möglichkeit, das Metallpreisrisiko über Handelsinstrumente an der Metallbörse abzusichern (Hedging).
2024 tendierten die Metallnotierungen an der Londoner Metallbörse im Jahresdurchschnitt mehrheitlich spürbar nach oben – mit Ausnahme von Blei und Nickel (siehe nachfolgende Tabelle und Diagramme). Ein zweijähriger Abwärtstrend als Folge einer Verlangsamung der Weltkonjunktur wegen Energiekrise, Inflation und steigender Zinsen wurde im Frühjahr 2024 vorerst gestoppt. Im Frühjahr des laufenden Jahres bewirkte die weltweit einsetzende Verunsicherung wegen der Unberechenbarkeit der US-Zollpolitik eine zeitlich begrenzte Unterbrechung dieses Aufwärtstrends. Im Juli 2025 sorgten drohende US-Zölle auf Kupferimporte für eine kurzfristige Irritation an den Metallbörsen.