2024

Weltwirtschaft: Unerwartet resilient trotz vieler Belastungen

Die Lage der Weltkonjunktur: 2024 wächst die Weltwirtschaft wie im Vorjahr zwar moderat, aber langsamer als vor der Pandemie. In der Europäischen Union und in Großbritannien erholte sich die Wirtschaft etwas – nicht so in Deutschland. Gleichzeitig zeigte sich die Volkswirtschaft der Vereinigten Staaten besonders in der ersten Jahreshälfte robust. Chinas hartnäckige Immobilienkrise belastet neben einem schwachen Arbeitsmarkt und einem anhaltenden Deflationsrisiko die Inlandsnachfrage. Weltweit entwickelte sich der Dienstleistungssektor besser als die Industrieproduktion, besonders in den Industrieländern. In Folge der schwachen Industriekonjunktur sank die Nachfrage nach Strom, Erdgas und Öl und verkehrte deren zuvor preistreibende Wirkung 2024 ins Gegenteil. Ein spürbarer Rückgang der Inflationsraten in vielen Ländern sorgte im zweiten Halbjahr dort jeweils für den Beginn einer Zinswende nach unten, die im vorigen Jahr kaum Investitionen stimulierte. Der Ausblick auf 2025 und 2026 ist weiterhin stark von geopolitischen Risiken, wie dem Krieg in der Ukraine und dem Nahostkonflikt, belastet. Eine weitere Eskalation dort droht neuerliche Energiekrisen und Fluchtwellen auszulösen. Gleichzeitig dämpft die Unsicherheit wegen der unberechenbaren US-Zollpolitik den globalen Handel.

Weltwirtschaftswachstum*

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Die wirtschaftliche Lage Deutschlands wird zweimal jährlich in der Gemeinschaftsdiagnose analysiert.

Ausblick: Im Juni 2025, etwa vier Monate nach Beginn der Zuspitzung der US-Zollpolitik, hat sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland gemäß ifo im Vergleich zum Vormonat leicht verbessert. Die Befragten waren zwar unzufriedener mit den laufenden Geschäften. Dennoch blickten die Unternehmer deutlich weniger pessimistisch auf die kommenden Monate. Die Unternehmen litten weiter unter den niedrigen Auftragsbeständen. Im Bauhauptgewerbe setzte sich die Verbesserung des Geschäftsklimas fort. Die aktuelle Lage wurde zwar unverändert negativ beurteilt. Gleichzeitig stiegen die Erwartungen auf den höchsten Wert seit Februar 2022. Wenngleich sie immer noch von Skepsis geprägt waren.

Außenhandel
der Nichteisen-Metallindustrie

Export 2024 nach Ländern

Die Europäische Union blieb 2024 der wichtigste Absatzmarkt für in Deutschland hergestelltes Rohmetall und Halbzeug. 86 Prozent des Branchenumsatzes, etwa 58 Milliarden Euro, wurden im europäischen Binnenmarkt (einschließlich Deutschland) erlöst. Von den Exporten der deutschen NE-Metallindustrie gingen 74 Prozent in EU-Partnerländer. In der EU beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum 2024 mit 1,2 Prozent nur wenig. Im laufenden und im kommenden Jahr dürfte das Wirtschaftswachstum mit plus 1,3 Prozent beziehungsweise plus 1,4 Prozent kaum höher liegen und droht als Folge der Zollstreitigkeiten mit den Vereinigten Staaten dahinter zurückzufallen. Der Leitzins für das Hauptrefinanzierungsgeschäft verharrte seit 2016 auf dem seit Einführung des Euro historisch niedrigsten Zinsniveau von 0,00 Prozent, bis die Europäische Zentralbank 2022 eine Zinswende einläutete. Danach wurde dieser Leitzins bis auf 4,5 Prozent 2023 angehoben. Seit einer erneuten Zinswende im Juni 2024 bewegt sich der Leitzins wieder schrittweise nach unten auf zuletzt 2,15 Prozent im Juni 2025. Der Euro verlor im Jahresverlauf 2024 gegenüber dem US-Dollar gut fünf Prozent seines Wertes und lag zum Jahresende bei knapp 1,04 US-Dollar je Euro.

Österreich blieb 2024 der größte Ausfuhrmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie. Unser südlicher Nachbar verzeichnete im vorigen Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,2 Prozent. Der Export von Rohmetall und Halbzeug nach Österreich ging um annähernd drei Prozent auf 339.000 Tonnen zurück. Maßgeblich hierfür war ein deutlicher Einbruch der Auslieferungen von Aluminiumlegierungen in Rohform um 22 Prozent. Das konnten auch wachsende Exporte in vielen anderen Bereichen, insbesondere im Bereich nichtlegiertes Rohaluminium, nicht kompensieren. Aluminiumhalbzeug blieb mit einem Anteil von 34 Prozent das bedeutendste Ausfuhrgut der NE-Metallbranche, dicht gefolgt von Rohaluminium (28 Prozent) und Kupferhalbzeug (überwiegend Gießwalzdraht) mit 15 Prozent.

Nach Italien wurden 298.000 Tonnen NE-Metalle exportiert, sechs Prozent weniger als 2023. Darunter entfielen 38 Prozent auf Kupferhalbzeug (zum Großteil Gießwalzdraht, Messingstangen und Kupferband) sowie 30 Prozent auf Aluminiumhalbzeug (überwiegend Bleche und Bänder) und Aluminiumfolien. Italien spielt mit seiner wettbewerbsfähigen metallverarbeitenden Industrie seit jeher eine bedeutende Rolle als Absatzmarkt für Halbzeug. Anders als 2023 wurde deutlich mehr Rohzink als Rohkupfer (einschließlich Blocklegierungen) nach Italien geliefert. Die Konjunktur in Italien wies 2024 ein Wachstum von 0,7 Prozent aus. In den folgenden beiden Jahren dürfte die italienische Volkswirtschaft Wachstums-raten von 0,5 Prozent beziehungsweise 0,8 Prozent erreichen.

Frankreich blieb 2024 der drittgrößte Auslandsmarkt für Rohmetall und Halbzeug. Im vergangenen Jahr wurden 267.000 Tonnen NE-Metalle nach Frankreich geliefert, vier Prozent mehr als 2023. Die Exporte nach Frankreich bestanden zu einem Viertel aus Aluminiumblechen und -bändern, zu jeweils etwa 15 Prozent aus Aluminiumfolien beziehungsweise aus Rohaluminium sowie zu zehn Prozent aus Profilen, Hohlprofilen und Stangen aus Aluminiumlegierungen. Bleche und Bänder aus Kupfer und Kupferlegierungen spielten mit einem Anteil von zehn Prozent ebenso eine wichtige Rolle. Die französische Volkswirtschaft verzeichnete 2024 ein Wachstum von 1,1 Prozent. Für das laufende und das kommende Jahr werden Wachstumsraten von plus 0,6 Prozent beziehungsweise plus einem Prozent erwartet.

Das Vereinigte Königreich blieb 2024 auf Rang acht der bedeutendsten Auslandsmärkte für die Branche, wenngleich das Vereinigte Königreich 2018 – also drei Jahre vor dem Brexit – noch der wichtigste Exportmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie war. Der Export dorthin sank 2024 um drei Prozent gegenüber 2023 auf 147.000 Tonnen. Hingegen wuchs der deutsche Import von dort um 15 Prozent auf 237.000 Tonnen. Ein Großteil der Ausfuhren war Halbzeug – überwiegend Aluminium (75 Prozent). Die britische Volkswirtschaft zeigte im vorigen Jahr ein leichtes Wachstum von 1,1 Prozent. Im laufenden und im kommenden Jahr dürften sich die Wachstumsraten mit plus 1,2 Prozent beziehungsweise plus 1,4 Prozent seitwärts entwickeln.

Die Vereinigten Staaten lagen 2024 nach wie vor auf Rang zehn der Auslandsmärkte für Metall und Halbzeug und blieben zugleich die wichtigste Zielregion außerhalb Europas. Drei Prozent der Branchenexporte gingen dorthin. Nach zwei Jahren in Folge mit deutlichen Rückgängen stabilisierten sich die Ausfuhren der deutschen NE-Metallindustrie dorthin 2024 auf niedrigem Niveau bei 105.000 Tonnen. Das ist ein Prozent mehr als 2023. Die Vereinigten Staaten spielten insbesondere als Absatzmarkt für Halbzeug (einschließlich Folien und Pulver) eine große Rolle. So waren 48 Prozent der Branchenausfuhren Halbzeug aus Aluminium und Aluminiumlegierungen sowie 40 Prozent Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen. Die Vereinigten Staaten wiesen 2024 noch ein vergleichsweise solides Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent aus. Maßgeblich hierfür war der stabile private Konsum, der zu rund 70 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten beiträgt. Ausgehend von einem Zinskorridor zwischen 5,25 und 5,5 Prozent 2023 läutete die US-Notenbank im September 2024 später als die EZB eine Zinswende nach unten ein und senkte den Leitzins schrittweise dreimal bis Dezember 2024 auf einen Zinskorridor zwischen 4,25 und 4,5 Prozent. Im laufenden und im kommenden Jahr dürfte sich die wirtschaftliche Dynamik verlangsamen auf 1,9 Prozent beziehungsweise auf zwei Prozent. Aufgrund der Zölle auf Aluminium von 50 Prozent und angekündigter Zölle auf Kupfer von 50 Prozent ist mit rückläufigen Exporten zu rechnen.

China hat durch seine enorme Nachfrage nach Rohstoffen (Erzen und Konzentraten) und nach Rohmetallen sowie seinen hohen Anteil an der weltweiten Produktion von Rohmetall und Halbzeug von rund 50 Prozent einen großen Einfluss auf den globalen Metallmarkt. Sorgen bereiten neben hohen Überkapazitäten in der Aluminiumindustrie beispielsweise die nahezu hundertprozentige Abhängigkeit Deutschlands von chinesischem Gallium. Auch beim Metall Wolfram liegen 80 Prozent der Vorkommen in China. Zudem fordern chinesische Wettbewerber die heimische weiterverarbeitende Industrie zunehmend heraus. Deutsche NE-Metall-Unternehmen haben in China investiert, um die Abnehmer vor Ort zu versorgen. Folglich spielt China für die deutsche Ausfuhr von Rohmetall und Halbzeug eine vergleichsweise unbedeutende Rolle. So wurden 2024 gerade einmal 46.000 Tonnen nach China exportiert. Immerhin sind das fünf Prozent mehr als 2023. 2017 begann der bedeutendste Abnehmer von deutschem NE-Metallschrott China seine Vorschriften für Schrottimporte zu verschärfen. Gerade minderwertige Schrottqualitäten sollten damit von China ferngehalten werden. Infolgedessen brachen die deutschen Lieferungen von NE-Metallschrotten dorthin bis auf einen Tiefststand von 47.000 Tonnen 2022 ein. Seitdem steigt der Schrottexport bereits das zweite Jahr in Folge auf 56.000 Tonnen 2024. Das sind 14 Prozent mehr als 2023. Damit war China der zehntwichtigste Abnehmer für deutschen NE-Metallschrott. In die Gegenrichtung nach Deutschland lieferte China 2024 rund 75.000 Tonnen Rohmetall und Halbzeug. Das ist ein Prozent weniger als ein Jahr zuvor und gleichzeitig so wenig wie seit vielen Jahren nicht mehr. Schwerpunktmäßig waren das Aluminiumhalbzeug einschließlich Folien und Pulver (59 Prozent), Magnesium in Rohform (23 Prozent) und Kupferhalbzeug (13 Prozent). Ergänzend haben chinesische Konzerne in den letzten Jahren verstärkt in deutsche Halbzeughersteller investiert. Chinas schwache Inlandsnachfrage als Folge von Immobilienkrise, unsicherem Arbeitsmarkt und anhaltender Deflationsrisiken verlangsamte das Wirtschaftswachstum 2024 auf fünf Prozent. Im laufenden und im kommenden Jahr dürfte die wirtschaftliche Dynamik noch weiter auf 4,8 beziehungsweise auf 4,2 Prozent zurückfallen.

Oliver Eisenberg, Head of Market Research & Economics, Kupferverband e.V.

Veröffentlicht im September 2025